Die aramäische Sprache

Foto: Eine Doppelseite aus der Erfurt 1. Grün markiert sind die aramäischen Textstellen. Foto: © Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

Das Aramäische gehört ebenso wie das Hebräische den semitischen Sprachen an, ist jedoch in sich weitaus stärker in Dialekte unterteilt. Altaramäisch ist etwa um 1000 vor der christlichen Zeitrechnung belegt und stieg bereits im assyrischen Reich (ca. 18.-6. Jhd. v. chr. Z.) zur internationalen Verkehrssprache auf. Im altpersischen Reich (7. -4. Jhd. v. chr. Z.) wurde es dann zur offiziellen Amtssprache – dem Reichsaramäischen. Durch das Aufkommen des Arabischen wurde das Aramäische schließlich mehr und mehr verdrängt.

Bei den Juden ersetzte es im Laufe der Zeit das im Alltag gesprochene Hebräische, sodass im 4. Jahrhundert vor der christlichen Zeitrechnung nur noch eine Elite des Hebräischen mächtig war. Die Ursache dafür war die erzwungene Umsiedlung eines Teils der jüdischen Bevölkerung durch den babylonischen König Nebukadnezar, der im Jahre 597 vor der christlichen Zeitrechnung Jerusalem und das Königreich Juda eroberte. Das „Babylonische Exil“, wie diese Zeit genannt wird, endete 539 vor der christlichen Zeitrechnung, als der Perserkönig Kyros der Große Babylon eroberte und die Rückkehr der Juden in ihre Heimat erlaubte.

Aramäisch wurde fortan auch als Schriftsprache in jüdischer Traditionsliteratur benutzt. In der Hebräischen Bibel findet man u.a. Teile der Bücher Daniel und Esra auf Aramäisch vor. Aber auch im Jerusalemer und Babylonischen Talmud ist eine Form des Aramäischen zu bezeugen. Die Juden in Palästina übertrugen darüber hinaus den größten Teil der Hebräischen Bibel ins Aramäische. Diese aramäischen Übersetzungen heißen Targumim, was von dem Verb „letargem“ – übersetzen oder erklären – abgeleitet ist. Aramäische Targumim, die ursprünglich wahrscheinlich mündlich überliefert wurden, besaßen in der jüdischen Gelehrtenwelt einen hohen Stellenwert. Sie wurden von mittelalterlichen Kommentatoren immer wieder aufgegriffen, diskutiert und wie im Fall der Erfurter Bibeln mit dem hebräischen Bibeltext zusammen weitergegeben.

Obwohl das Aramäische in der jüdischen Welt an Einfluss gewann, wurde es nie in demselben Maße wie das Hebräische verehrt und bewahrt. Für den christlichen Orient hingegen war das Aramäische von weitaus größerer Bedeutung.