Tosefta

Die Tosefta (תוספתא, aramäisch „Hinzufügung, Ergänzung“) ist eine der halachischen (d.h. die Gesetze betreffenden) Schriften des Judentums. Sie gehört zu den Werken der rabbinischen Literatur und ist eng mit der Mischna verwandt, hinter welcher sie an Bedeutung weit zurückbleibt. Die halachischen Schriften regeln und diskutieren – oft in Anlehnung an halachische Passagen der Bibel – rechtliche Fragen der Religion. Mischna und Tosefta bestehen dabei nicht aus Paragraphen, sondern aus der Wiedergabe von (fiktiven) Diskussionen zwischen Rabbinen, die verschiedene Meinungen zur Auslegung von Gesetzen und Bibelstellen abwägen. Die Mischna hat dabei innerhalb der rabbinischen Tradition den Status der „mündlichen Tora“ erhalten – sie sei zusammen mit der schriftlichen Tora Mose übermittelt und von diesem mündlich weitergegeben worden.

Während für die schriftliche Fixierung der Mischna recht sicher das Jahr 200 n. chr. Z. angegeben werden kann, ist die Entstehungszeit der Tosefta selbst ungeklärt. Da die Tosefta große Ähnlichkeiten zur Mischna aufweist, in die gleichen sechs Ordnungen unterteilt ist (und somit die gleichen Themen behandelt), dabei aber wesentlich umfangreicher ist als die Mischna, wurde sie häufig als erster Mischnakommentar gelesen.

Diese Interpretation, auf die auch der Name (Hinzufügung) verweist, ist allerdings nicht so leicht haltbar, wie es scheint. Die Beziehungen zwischen Mischna und Tosefta sind komplexer und nicht durchgängig die gleichen: An manchen Stellen widerspricht die Tosefta der Mischna, an manchen Stellen ist die Tosefta ohne die Mischna kaum zu verstehen – gelegentlich scheint die Tosefta aber auch das ältere Material oder die ältere Anordnung zu enthalten. Zusätzlich zu diesen Überlegungen muss noch das Verhältnis der Tosefta zu den beiden Talmudim mit einbezogen werden.

Mit welchen Zielen und in welchem Verhältnis zur Mischna die Tosefta verfasst wurde, ist nicht abschließend geklärt. Insofern gibt es nach wie vor viele sich widersprechende Thesen zu Entstehungszeit und -ort der Tosefta. Es ist plausibel, als Redaktionszeit das späte 3. oder frühe 4. Jahrhundert anzunehmen – dabei muss man aber vor Augen behalten, dass die Zeit ihrer Redaktion nichts über das Alter der verschiedenen Teile des Gesamttextes aussagt.

Wegen der Namensähnlichkeit soll hier am Rande erwähnt werden: Die Tosefta hat nichts mit den „Tosafot“, den mittelalterlichen „Zusätzen“ der Raschi-Schüler zu dessen Talmudkommentaren, zu tun.

Text: Hanna Zoe Trauer (Studentin der Freien Universität Berlin) in Zusammenarbeit mit Dr. Annett Martini