Noch bis zum 30. Juni: Fotoausstellung "Israel im Oktober 2012 - Impressionen“

12.06.2013 08:54

Noch bis zum 30. Juni 2013 ist in der Begegnungsstätte Kleine Synagoge die Fotoausstellung "Israel im Oktober 2012 - Impressionen“ zu sehen. Diese zeigt Fotografien des Erfurter Journalisten Kai Mudra. Der Eintritt ist frei.

Kai Mudra über Israel

Ich bin fasziniert von Israel. Es ist die Landschaft: grüne Berge und Hügel im Norden, Richtung Süden das Jordantal. Eine fruchtbare Ebene mit Landwirtschaft. Die Küstenregionen, mit historischen Schätzen wie Cäsarea oder Akko. Mich reizt der trockene Süden, Massada, der Negev, das Tote Meer.

Noch beeindruckender finde ich die Menschen. An vielen Orten leben Muslime, Juden, Christen, Araber, Europäer, Afrikaner friedlich im Alltag miteinander. „Wir haben keine religiösen Kultstätten“, erklärt einer der Stadtoberen von Haifa etwas profan die friedliche Gelassenheit all der unterschiedlichen Einwohner seiner Stadt.

Israel ist für mich aber immer auch eine Zerreißprobe. Egal ob beim Besuch der Golanhöhen, der Grenze im Nordwesten bei Rosh Hanikra, an der Beirut plötzlich ganz
nah erscheint oder beim Gang durch die Altstadt von Jerusalem. Wo bin ich hier? Die immer gleich lautende Frage begleitet mich. Ist das wirklich Israel? Ist das ein besetztes Terrain? Steht die Gegend unter UN-Verwaltung oder der der Palästinenser?

Die Antworten auf diese Fragen sind wichtig. Sie lassen die Probleme in diesem Teil der Welt erahnen, lassen verstehen, warum es keine einfachen Lösungen geben wird.

Verstört habe ich vergangenen Oktober aber auch Schilderungen gehört, wonach Christen sich in Jerusalem bedroht fühlen, Übergriffe erlebt haben, weil sie als Priester zu erkennen waren. Aber auch darüber, welchen Schwierigkeiten der arabische Teil der Bevölkerung alltäglich zu bewältigen hat und wie dabei das eine oder andere Mal auch ein bisschen Schlitzohrigkeit siegt.

Fielen in Haifa Sicherheitskräfte kaum auf, ist die Präsenz von Armee und Polizei in Jerusalem nicht zu übersehen. Die Altstadt ist seit Jahrhunderten ein Schmelztiegel der Religionen und Abstammungen. Auf engstem Raum gilt es täglich sich zu arrangieren. Dagegen trennt eine hohe Betonmauer am Rande die Gebiete Palästinas von der Stadt, umgibt fast vollständig Bethlehem mit der Geburtsgrotte Jesu und der christlichen Kirche darüber.

Sicherheit, immer wieder Sicherheit beschäftigt den israelischen Alltag. Trotzdem etablierte sich auch in Jerusalem eine Kneipenkultur, die das Weggehen am Abend zum Muss werden lässt. Hier sitzen wieder ganz unterschiedliche Nationen und Ethnien beieinander, spielen plötzlich orthodox anmutende Juden Klassikrock auf offener Straße. Hier trennt die Menschen nur noch ihr Musikgeschmack, der favorisierte Fußballverein oder die bevorzugte Biermarke, es menschelt wie überall auf der Welt.

Knapp anderthalb Wochen Gespräche, lange Bustouren und als Wegweiser durch das Land unsere Reiseführerin, eine patriotische Israelitin, die ihr Land offensiv verteidigt, es liebt. Und die Bibel: Egal ob eine Jordanquellen, ob die Stelle der Bergpredigt, der Taufe, immer wieder lassen sich Zitate finden, die belegen, wie unvorstellbar alt die Geschichte mancher auch unscheinbarer Orte ist. Das bewirkt eine ganz besondere Magie. Auch davon können sich Israelreisende leiten lassen.

Wie brüchig das Zusammenleben der Menschen in dieser Region ist, warum Israel sich so bedroht fühlt, wurde nur wenige Tage nach meiner Rückkehr deutlich. Luftschutzsirenen ertönten in Tel Aviv. Vom Gazastreifen aus waren Raketen auf die Großstadt am Mittelmeer abgefeuert worden.
Zum Glück hatten sie ihr Ziel verfehlt.