Von Opfern, Mitläufern und Mittätern im nationalsozialistischen Erfurt. Spurensuche in den Ausstellungen „Der Gelbe Stern“ und „Techniker der ‚Endlösung‘“

19.02.2016 11:36

Die Frage nach Handlungsmöglichkeiten und Verantwortung des Einzelnen in der Gesellschaft verbindet die beiden Ausstellungen in der Begegnungsstätte Kleine Synagoge und im Erinnerungsort Topf & Söhne. In einem neukonzipierten Projekttag haben Schulklassen und Jugendgruppen die Möglichkeit, diesen Fragen anhand konkreter Lebensgeschichten aus dem nationalsozialistischen Erfurt nachzuspüren.

In einem Einstieg werden der Alltag und die Auswirkungen der antijüdischen Politik auf das Leben jüdischer Jugendlicher thematisiert. In Zentrum stehen dabei die Biografien von Helmut, Rosemarie und Alfred Cohn sowie von Ruth und Hanne-Lore Cars. Eine Kurzführung durch die Ausstellung „Der Gelbe Stern. Die Erfurter Familien Cars und Cohn“ stellt das unterschiedliche Schicksal der beiden Familien vor. Trotz ähnlicher Rahmenbedingungen verlief das Schicksal der beiden Familien sehr unterschiedlich: Während die Familie Cars überlebte, wurden Max, Helmut und Rosemarie Cohn durch die Nationalsozialisten ermordet. Die Ausstellung „Der Gelbe Stern“ zeigt, dass sie von Nachbarn und Arbeitskollegen ohne Not denunziert worden sind. Diese Taten werden unter der Fragestellung nach den Handlungsspielräumen von Menschen und deren Nutzung thematisiert.

Auch am „Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz“ steht die Frage nach Handlungsspielräumen und Verantwortung im Mittelpunkt. In diesem Falle nach denen der Firmenchefs und Mitarbeiter des Unternehmens. Die Traditionsfirma J. A. Topf & Söhne bekannt für pietätvolle Feuerbestattungsöfen begann 1939 Geschäftsbeziehungen mit der SS und steigerte ohne Zwang die Leistung der Vernichtungsöfen für Konzentrationslager. In der Ausstellung „Techniker der ‚Endlösung‘“ begeben sich die Teilnehmer/innen auf Spurensuche und befragen historische Dokumente nach den Motiven der Beteiligten.

Das pädagogische Programm kann als Projekttag von 2 mal 1,5 Stunden gebucht werden (mit Transfer zwischen der Kleinen Synagoge und dem Erinnerungsort sowie einer Pause). Die Module können aber auch an zwei getrennten Tagen stattfinden. Auch nach der Schau der Ausstellung, die am 21. März endet, stehen die pädagogischen Materialien bereit.