Inhalt des Erfurter Schatzes
Unter den acht Fingerringen im Erfurter Schatz ist ein jüdischer Hochzeitsring der aufwendigste und außerdem das bemerkenswerteste Objekt des gesamten Fundes. Der sperrige Ring, der nach mittelalterlicher jüdischer Tradition nur aus reinem Gold ohne Edelsteinbesatz besteht, wurde lediglich während der Hochzeitszeremonie getragen.
Der breite Reif ist an der Unterseite mit der Darstellung ineinander gelegter Hände geschmückt, einem alten Sinnbild für eheliche Treue. An den Seiten des Reifes tragen zwei geflügelte Drachen die fein gearbeitete gotische Tempelarchitektur. Auf den glatten Dachflächen steht in sechs gravierten hebräischen Buchstaben die Inschrift „masel tow“, was wörtlich übersetzt „Guter Stern“ heißt und im übertragenen Sinn „Viel Glück“ bedeutet.
Weltweit existieren – soweit bis heute bekannt – lediglich zwei weitere mittelalterliche Hochzeitsringe dieser Art.
Die prächtigsten Schmuckstücke im Erfurter Schatz sind ohne Zweifel acht Broschen verschiedener Größe und Form mit zum Teil üppigem Steinbesatz. Drei Broschen gehören zu einer Gruppe aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert, die durch sehr ähnliche filigrane Tierdarstellungen sowie den Besatz mit farbigen Steinen und Perlen gekennzeichnet ist. Eine weitere trägt Pfeil und Bogen sowie ein Spruchband mit der mittelhochdeutschen Inschrift "OWE MINS H(ERZ)".
Den zahlenmäßig größten Anteil am Erfurter Schatz machen Gürtelteile und Gewandbesatz mit über 600 Teilen aus. Aus je drei Schnallen und Riemenzungen sowie silbernen Gürtelapplikationen lassen sich vier Gürtel rekonstruieren. Als Gewandbesatz dienten gestanzte Motive aus vergoldetem Silberblech, die auf feine Gewänder aufgenäht wurden.
Elf silberne Gefäße bilden ein stattliches Ensemble Silbergeschirr. Dazu gehören neben einem Doppelkopf, einer flachen Trinkschale sowie einer Kanne acht ineinander passende Becher. Gebrauchsspuren belegen, dass diese Gefäße von ihren ehemaligen Besitzern benutzt wurden.
Der Erfurter Schatzfund ist auch aus numismatischer Sicht außergewöhnlich, da er mit 3141 Exemplaren ausschließlich Turnosen enthält - eine der ersten Münzsorten, die im mittelalterlichen Europa überregionale Verwendung fand. Es handelt sich um französische Königsturnosen oder deren detailgetreue Nachahmungen, die die Namen der französischen Könige in der Umschrift führen. Im Erfurter Schatz bilden die Turnosen der Könige Ludwig IX., Philipp III., Philipp IV. und Philipp V. den größten Anteil.
Darüber hinaus umfasst der Fund 14 Silberbarren, die auch als Gusskönige bezeichnet werden. Mit einer Ausnahme wurde jedes Exemplar mit einem Stempel versehen. Fünf Barren tragen das Mainzer Rad, das Wappen des Erzbischofs von Mainz. Sie stammen möglicherweise aus der Erfurter Münze.