Fragen und Antworten zum Welterbe werden
Warum bewirbt sich Erfurt mit seinem jüdischen Erbe und nicht mit der Krämerbrücke/dem Dom und St. Severi/der gesamten Altstadt um den Welterbetitel?
Die Unesco bemüht sich seit einigen Jahren verstärkt darum, die Welterbeliste ausgewogener und gerechter zu gestalten; bislang befinden sich etwa die Hälfte aller Welterbestätten allein in Europa und Nordamerika. Zudem ist das Kulturerbe gegenüber dem Naturerbe sehr stark überrepräsentiert. Vor einigen Jahren hat die Unesco deshalb Icomos damit beauftragt, die aktuelle Welterbeliste zu analysieren und thematische bzw. geografische Lücken zu identifizieren, um die Liste „repräsentativer, ausgewogener und glaubhafter“ zu gestalten.
Nach dieser Studie ist jüdisches Erbe unterrepräsentiert. Mittelalterliches und christliches Erbe bzw. historische Altstädte sind in Deutschland und Europa hingegen weit überproportional vertreten. Ein weiterer Antrag mit einem solchen Thema würde darum von der Unesco nicht mehr angenommen.
Die Bewerbung mit den Zeugnissen jüdisch-mittelalterlichen Lebens in Erfurt ist also ein Beitrag dazu, die Welterbeliste ausgewogener zu machen und dem Anspruch der Unesco gerecht zu werden, dass prinzipiell jedes Thema, jede Epoche und jede Region ein Anrecht darauf hat, mit außergewöhnlichem Erbe in das Welterbe aufgenommen zu werden.
Nicht zuletzt ist die jüdische Religion und Kultur ein wesentlicher Bestandteil europäischer und insbesondere deutscher Geschichte. Dies wird im Moment auf der Welterbeliste noch nicht gespiegelt.
Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht endgültig zu beantworten. Der Antrag und der Managementplan wurden Anfang 2021 fristgerecht bei der „in Paris eingereicht. 2021 erfolgte die Evaluierung mit einer ausführlichen Begehung in Erfurt und Gutachten zu den eingereichten Unterlagen.
In der zweiten Junihälfte 2022 sollte über den Erfurter Antrag auf der Sitzung der Unesco-Kommission im russischen Kasan entschieden werden. Diese Sitzung sollte unter Vorsitz Russlands stattfinden. Aufgrund des Ukraine-Krieges wurde sie jedoch Ende April 2022 zunächst verschoben.
Im Januar wurde für die 45. Sitzung der Unesco die Zeit zwischen dem 10. und 25. September 2023 festgelegt. Die Sitzung findet unter dem Vorsitz von Saudi-Arabien in Riad statt. Seit dem 17. September 2023 ist das „Jüdisch-Mittelalterliche Erbe in Erfurt“ UNESCO Welterbe.
Nein. Der Titel „Unesco-Welterbe“ ist ein Ehrentitel, der mit weltweitem Prestige verbunden ist. Die Unesco gewährt zwar Staaten in bestimmten Fällen finanzielle Unterstützung bei der Beantragung, der Pflege und dem Unterhalt von Welterbestätten, aber nur, wenn diese dies nicht aus eigener Kraft bewerkstelligen können und die betreffenden Stätten eine thematische Lücke auf der Welterbeliste füllen oder auf dem Gebiet eines Staates liegen, der über noch keine oder nur wenige Welterbestätten verfügt. Deutschland mit seinen aktuell 39 Welterbestätten gehört nicht dazu.