Zusammenleben, Antijudaismus, Pogrom und Ausweisung

Die jüdische Gemeinde Erfurt wird für uns ab dem späten 11. Jahrhundert greifbar, denn der erste nachgewiesene Bau der Synagoge fällt in diese Zeit. Über Jahrhunderte lebten Juden und Christen neben- und miteinander im Zentrum der Stadt. Das Jahr 1349 brachte ein jähes Ende: In einem Pogrom wurde die jüdische Gemeinde Erfurts vollständig ausgelöscht, die Alte Synagoge in ein Lagerhaus umgebaut. Schon 1354 ließ sich eine zweite mittelalterliche Gemeinde auf städtisches Betreiben hin in Erfurt nieder. Doch 1453 erzwang der Erfurter Rat die Abwanderung der Juden aus der Stadt.

Die mittelalterliche Mikwe

Eine Mikwe ist ein jüdisches Tauchbad, das der rituellen Reinigung dient. Neben der Synagoge und dem Friedhof gehört sie zu den wichtigsten Einrichtungen einer jüdischen Gemeinde. Die Erfurter Mikwe stammt aus dem 13. Jahrhundert und wird heute museal genutzt.

Die Alte Synagoge

Die Alte Synagoge ist die älteste, bis zum Dach erhaltene Synagoge Mitteleuropas. Als "begehbares Geschichtsbuch" erzählt sie die Bau- und Nutzungsgeschichte des Gebäudes. Das Museum präsentiert zudem den Erfurter Schatz und thematisiert die Erfurter Hebräischen Handschriften.

Die Hebräischen Handschriften

Die Erfurter Hebräischen Handschriften, die größtenteils als Faksimile in der Alten Synagoge gezeigt werden, unterstreichen die Bedeutung der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde. Aus dem 12. bis 14. Jahrhundert sind 15 Handschriften erhalten, so viele wie von keiner anderen Gemeinde. Neben vier Torarollen sind unter anderem vier Hebräische Bibeln überliefert sowie ein Machsor, ein Gebetbuch für Feiertage.

Der Schatz

Ein jüdischer Kaufmann vergrub vermutlich während des Pogroms 1349 sein Hab und Gut. 1998 wurde dieses als "Erfurter Schatz" bei Bauarbeiten in der Michaelisstraße entdeckt. Der Erfurter Schatz wird im Museum Alte Synagoge ausgestellt.