Kolophon

Als Kolophon wird die Notiz eines Autors oder Kopisten bezeichnet, die wichtige Informationen über die Herstellung einer Handschrift enthält. Aus dem Kolophon können wir interessante Details über den Verfasser, den Schreiber, den Auftraggeber oder die Besitzer der Handschrift erfahren. Manchmal sind auch Ort und Zeit der Herstellung der Schrift notiert. Oftmals sind Glückwünsche und Preisungen für den zukünftigen Besitzer, dem ein langes Leben und viel Nutzen aus diesem Buch gewünscht werden, Teil des Kolophons. Einer der beliebtesten Bibelverse in diesem Zusammenhang ist: „Nicht weiche dies Buch der Lehre von deinem Munde, und du sollst sinnen darüber Tag und Nacht, damit du beobachtest zu tun, ganz so, wie darin geschrieben; denn dann wirst du durchführen deinen Weg, und dann wirst du Glück haben.“ (Josua 1:8)

Da ein Kolophon in der Regel am Ende eines Textes steht und die Umschlagseiten für gewöhnlich schneller Gebrauchsspuren aufweisen bzw. verloren gehen, sind im Laufe der Jahrhunderte viele Auskünfte zur Entstehung zahlreicher Handschriften verloren gegangen. Lediglich ein Drittel aller hebräischen Manuskripte aus dem Mittelalter weisen noch Kolophone auf.

Es ist bereits vorgekommen, dass der Kolophon auf Wunsch eines Mäzens geändert wurde; etwa durch eine italienische Dame, die im Jahre 1480 den Spruch „Gesegnet seist du; Herr, mein Gott, der mich nicht zu einer Frau werden ließ“ kurzerhand durch die feministische Aussage „Gesegnet seist du; Herr, mein Gott, der mich zu einer Frau machte und nicht zu einem Mann“ ersetzte.

Text: Laura Löbner (Studentin der Freien Universität Berlin) in Zusammenarbeit mit Dr. Annett Martini