Zur Herstellung von Pergament

Bereits 300 v. chr. Z. nutzte man in Ägypten und Mesopotamien grobes Pergament aus der Haut von Schaf, Ziege, Kalb, Esel, Hirsch oder Gazelle. Dabei wurde die Außenseite der Haut von Haaren befreit und die Innenseite ausgekratzt. Durch Gerben mit pflanzlichen Gerbsäuren oder Alaun entstand ein raues Leder, das auch als Grundlage für Schuhe und Gürtel dienen konnte. Nur die Außenseite der Haut war glatt genug für eine Beschriftung.

Um 200 v. chr. Z. soll in Pergamon, einer antiken Stadt in der heutigen westlichen Türkei, eine ausgefeiltere Methode zur Herstellung von feinem Pergament entwickelt worden sein. Nach Streitigkeiten mit Alexandria hatte Pergamon mit den Folgen eines Handelsembargos auf Papyrus zu kämpfen. Aus der Not entstand eine neue und sehr effektive Methode der Pergamentbearbeitung. Dabei wurde die Tierhaut zuerst in einer Kalklösung eingeweicht und dann auf einem Holzrahmen kontrolliert getrocknet. Dadurch veränderte sich die Gewebestruktur des Leders. Nach der Trocknung konnte die Haut mit einem scharfen Messer auf beiden Seiten ausgedünnt werden. Meister dieser Handwerkskunst schufen dabei Pergament so dünn wie Papier. In der Französischen Nationalbibliothek findet sich heute eine 478 Seiten starke hebräische Handschrift mit nur 20 Millimetern Dicke. Diese Methode setzte sich so oder ähnlich in ganz Europa durch. Anhand regionaler Unterschiede in der Verarbeitung ist uns heute eine geografische Einordnung der mittelalterlichen Handschriften möglich. So sind im muslimischen Europa hergestellte Pergamente heute weniger gut erhalten, da hier zusätzlich tintenfressende Gerbmittel verwendet wurden. Insgesamt ist das überlieferte Material weniger fein und zeigt Farbunterschiede zwischen der Innen- und der Außenhaut auf. Grund für diese mangelnde Sorgfalt mag der frühe Erfolgszug des Papiers im muslimischen Europa gewesen sein, der die aufwendige und teure Pergamentherstellung überflüssig machte. Im christlichen Europa hingegen entwickelte sich die Pergamentverarbeitung zu einer eigenen  Kunst, deren Ziel es war, Pergament weiß und fein wie Papier anzubieten. Nur minderwertiges, schlecht verarbeitetes Pergament weist Löcher und Farbveränderungen auf.

Text: Nora Zender (Studentin der Freien Universität Berlin) in Zusammenarbeit mit Dr. Annett Martini

Zur Herstellung von Papier

Die ältesten jüdischen Manuskripte auf Papier stammen aus dem Jahr 1005 und sind in Arabisch und Hebräisch verfasst. Allgemein war Papier bei jüdischen Schreibern weniger beliebt, es wurde vor allem bei Geschäfts- und Gerichtskorrespondenzen und anderen weltlichen Anlässen des Schreibens verwandt. Bekannt sind uns heute zwei Kategorien von mittelalterlichem Papier: jene mit und jene ohne Wasserzeichen. Ein Wasserzeichen bezeugt zum einen die europäische Herkunft des Papiers, zum anderen weist es auf die Schöpfung des Papiers nach 1280 hin – in diesem Jahr wurde das Wasserzeichen in Italien erfunden.

Die Herstellung von Papier unterschied sich in den muslimischen Ländern des Mittelalters kaum von der in den christlichen Ländern Europas. Aus Bäumen, Pflanzen und Textilien wurde Zellstoff gewonnen, der zu einer breiigen Masse verarbeitet und dann auf einem Sieb zum Trocknen ausgestrichen wurde. Dabei entstanden sogenannte Wasser- und Strichpunktlinien. Als Wasserlinien bezeichnet man die Abdrücke der Messingdrähte des Siebs, die parallel zur langen Seite des Rahmens verliefen, Strichpunktlinien sind deren Äquivalent entlang der kurzen Rahmenseite. Sie werden sichtbar, sobald man das Papier gegen das Licht hält und können Aufschluss über den Herstellungsort des Materials geben. Einfacher zu lokalisieren ist jedoch Papier mit Wasserzeichen. Diese hatten die Form von Fabelwesen, Buchstaben, alltäglichen Gegenständen oder Tieren und wurden auf jedem Papiersieb einer Mühle angenäht. Da  ein Schöpfsieb immer nur kurze Zeit genutzt werden konnte, ist heute eine relativ genaue Datierung des Papiers möglich. Der Schweizer Papierforscher Charles Moise Briquet katalogisierte 1907 etwa 16.000 solcher Wasserzeichen.

Eine äußere Untersuchung mittelalterlicher Handschriften auf Materialien und deren Verarbeitung ermöglicht es in vielen Fällen, Entstehungszeit und -ort des Skriptes  genauer zu lokalisieren.