Ausschließungsbewegungen des Mittelalters
1349 vernichtet ein durch Teile des Rates bestärkter Lynchmob die jüdische Gemeinde Erfurts vollständig. Die politischen und stadthistorischen Umstände sind aufgrund der einzigartigen Quellenlage in Thüringens größter Stadt mittlerweile gut erforscht. Hardy Eidam, Oberkurator der Erfurter Geschichtsmuseen, konstatiert jedoch: "Im öffentlichen Diskurs zum Thema ist allerdings zu beobachten, dass wir bei der moralischen Einschätzung des Pogroms unsere heutigen Bewertungsmaßstäbe ansetzen."
Daher sollte gefragt werden, wie sich die spätmittelalterlich christliche „Mehrheitsgesellschaft“ gegenüber Randgruppen verhielt, die durch religiöse oder soziale Differenz gekennzeichnet waren. Warum kam es zu einschneidenden Marginalisierungs- und Stigmatisierungsbestrebungen? Und: Sind das bedauerliche Einzelfälle oder ein Wesenskern von Stadtkultur an der Schwelle zur Neuzeit? Diese und andere Fragen wirft Hardy Eidam in seinem Vortrag auf und versucht, sie zu beantworten.
Der Abend ist Teil des Begleitprogramms zur Sonderausstellung "… euch hindert hieran nymandt. Die Pogrome von Köln und Erfurt 1349", die exemplarisch die Pogromwelle von 1349 sowie deren Spuren veranschaulicht. Sie ist in der Verlängerung noch bis zum 23. April in der Alten Synagoge zu sehen.
Der Eintritt zum Vortrag ist frei.