Virtuelles Kondolenzbuch für Éva Fahidi-Pusztai

11.09.2023 22:00

Mit großer Betroffenheit haben wir erfahren, dass Éva Fahidi-Pusztai im Alter von 97 Jahren in ihrer Heimatstadt Budapest verstorben ist.

Portraitfoto von Éva Fahidi-Pusztai. 2019
Foto: © Norman Hera

Éva Fahidi-Pusztai überlebte als junge Frau das Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und das Buchenwald-Außenlager Münchmühle. 49 Verwandte, darunter ihre Eltern und ihre elfjährige Schwester, wurden in der Shoah ermordet.

Als Zeitzeugin aus eigenem Erleben von den nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen zu berichten, wurde ihr in den letzten Lebensjahrzehnten zu einem tiefen Bedürfnis.

"Einmal werden wir nicht mehr da sein und dort bei diesen Erinnerungsorten wird man die Wahrheit erfahren können", formulierte sie ihren Auftrag an den Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz, mit dem sie eng verbunden war.

Wir trauern um eine kluge und herzenswarme Botschafterin der Menschlichkeit, die nicht müde wurde, vor Nationalsozialismus und Menschenfeindlichkeit zu warnen. Auch wenn sie von uns gegangen ist, ihre starke, mahnende Stimme wird bleiben und uns an ihr Vermächtnis erinnern!

Um Ihre Anteilnahme zu bekunden und Erinnerungen zu teilen, wurde dieses Kondolenzbuch eingerichtet. Einträge können per E-Mail an kondolenz@erfurt.de gesandt werden.

Ihre Kondolenz wird mit dem von Ihnen eingetragenen Namen - in der Regel innerhalb von ein bis zwei Werktagen - auf dieser Seite veröffentlicht.

Virtuelles Kondolenzbuch

Die Landeshauptstadt Erfurt verliert mit Éva Fahidi-Pusztai eine Persönlichkeit, der die Erinnerungskultur in dieser Stadt viel zu verdanken hat. Mit ihrem Zeugnis berührte sie viele Erfurterinnen und Erfurter, insbesondere junge Menschen, in persönlichen Begegnungen am Erinnerungsort Topf & Söhne. Die Stimme dieser engagierten Kämpferin für Demokratie und Menschenrechte wird sehr fehlen.

Andreas Bausewein
Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Erfurt

 

Liebe Éva, du hast dem Erinnerungsort Topf & Söhne und seinen Besucherinnen und Besuchern ein großes Geschenk gemacht, indem du unsere Bildungs- und Vermittlungsarbeit geschätzt und mit großem Engagement unterstützt hast. Deine Bereitschaft, deine Geschichte in Ausstellungen zu erzählen, die Videointerviews und Audioaufnahmen mit dir, die Buchspenden aus deiner privaten Bibliothek und die vielen persönlichen Begegnungen werden für immer den Erinnerungsort Topf & Söhne und seine Arbeit bereichern und stärken. Auf dem damaligen Firmengelände von Topf & Söhne, wo heute im Erinnerungsort die historische Aufklärung im Zentrum steht, haben sich seinerzeit Erfurter Unternehmer und Techniker an jenen nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt, die dir deine ganze Familie nahmen. Dir ist es gelungen, mit deinem Trauma zu leben, deine Persönlichkeit nicht vom Hass auf die Täter und Mittäter bestimmen zu lassen, sondern dich mit großer Weisheit und Herzenswärme für Menschenliebe und gegen Menschenfeindlichkeit einzusetzen. Jede Begegnung mit dir war großartig. Dein Vermächtnis ist unser Auftrag. Wir werden dich nie vergessen.

PD Dr. Annegret Schüle
Oberkuratorin am Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz

 

Der Tod der Zeitzeugin und langjährigen Freundin des Erinnerungsortes Topf&Söhne ist auch mir ein schmerzlicher Verlust. Unsere Begegnungen waren immer eine Ermutigung zu konstruktiver Arbeit für Demokratie und Menschenwürde. Ich bin Éva Fahidi-Pusztai dankbar und behalte sie als Vorbild in guter Erinnerung.

Hartmut Topf

 

Ich lernte sie kennen als kleine zierliche Person in schwarz-weiß: weiße Bluse mit schwarzen Punkten, schwarze Hose, weißes Tüchlein um den Hals, lächelnd unter ihrem prächtigen, weißen Haar. So ging sie leichtfüßig durch den Mittelgang nach vorn, um uns erwartungsvollen Menschen von  ihrem neuen Buch zu erzählen. Das war im Erfurter Erinnerungsort Topf und Söhne.

Ich lernte sie kennen, allein auf einer schwarzen Bühne stehend, gerahmt von schwarzen Wänden. Ihre kleine Gestalt mit den weißen Haaren. Die weißen Leggins, das weiße T-Shirt, nackte Füße. Sonst nichts. Und ich habe noch immer ihre Stimme im Ohr: "Es war mein zwanzigster Geburtstag und es gab niemanden mehr auf der Welt, der das wußte."
Das war im Kinder-und Jugendtheater "Schotte".

Ich sehe sie aber auch noch vor  mir, bei gleicher Gelegenheit zusammen mit der jungen Tänzerin Emese Cuhorka auf Bürostühlen über die Bühne rollend; abwechselnd geben sie einander Schwung, sie heben die Beine und werfen fast übermütig die Köpfe nach hinten. Da ist Éva schon über 90 Jahre alt.

Über Jahre durfte ich Éva Fahidi-Pusztai immer wieder erleben, lernte sie mehr und mehr kennen, bei Lesungen, Diskussionen,  Ausstellungen im Erinnerungsort, beim Gedenken in Buchenwald; ich las, sah Filme über sie und mit ihr und verfolgte, was über sie geschrieben wurde. Sie wurde mir vertraut.
Immer wieder erstaunte mich ihre Unermüdlichkeit, das Erlebte weiterzutragen, die vielen Reisen, die sie deswegen unternahm, und trotz allem diese Freude am Leben auszustrahlen, ihre Freundlichkeit, ihr feines Wesen.

Am 11. September war ich zum ersten Mal in Auschwitz-Birkenau. Seit Éva davon erzählt hatte, wie es für sie gewesen war, nach fast 60 Jahren zum ersten Mal wieder auf dem Gelände des Konzentrationslagers zu stehen- und obwohl ich doch meinte, durch oftmalige Besuche in Buchenwald schon viel über Geschehnisse und Bedingungen dort zu wissen- wünschte ich mir zu sehen, was Éva gesehen hatte und dem Grauen, das sie dort erlebt hat, nachzuspüren.

"Ich will meine Seele nicht damit verschmutzen, daß ich hasse."
Diesen - ihren - Satz zwang ich mich zu denken und ich mußte mich immer wieder dazu zwingen: auf dem Weg ins Lager Auschwitz durch den modernen Beton-Tunnel, in dem eine Männerstimme in ununterbrochener Folge die Namen der Umgekommen nennt,  zwischen  Ziegelbaracken, Tafeln mit verstörenden Zeichnungen betrachtend, bei den erklärenden Worten der freundlichen Polin, die uns durch die beiden Lager führte, und später beim Anblick der Schienen, die am Tor zum riesigen Gelände von Birkenau zusammenlaufen.

Als ich spätnachmittags nach Krakòw zurück kam, erhielt ich die Nachricht von Évas Tod.

Ich weiß nicht, ob Ando Andrási, ihr Gefährte der letzten Jahre, bei ihr sein konnte. Ob er noch einmal Apfelsuppe ohne Éva zubereiten wird.
Meine Anteilnahme gilt ihm und Évas Familie, und allen anderen, die das Glück hatten ein Stück an ihrer Seite durchs Leben gehen zu dürfen.

In der Erinnerung verneige ich mich vor einer großen kleinen Frau.

Sylke Rupprecht

 

Éva, eine großartige und starke Persönlichkeit, ist von uns gegangen.
Wir sind außerordentlich dankbar, ihr begegnet zu sein.
Ihr Lebensmut und ihre Kreativität hat uns in der Auseinandersetzung mit ihrem persönlichen Schicksal immer wieder beeindruckt.
Ihre Hoffnung, dass der Einzelne Verantwortung übernimmt für eine lebendige friedvolle demokratische Gesellschaft, ist unser Auftrag.

In tiefer Verbundenheit

Katja Heinrich, Claudia Müller und Anja Schneider
sowie unsere Mitstreiter*innen in den Lebenshilfen aus Erfurt, Jena und Weimar
Barrierefrei erinnern
Das Zentrum für Thüringen

 

Liebste Éva,

du warst für mich ein wichtiger Mensch, der mich in meinen jungen Lebensjahren geprägt hat, als ich wie jeder junge Mensch noch etwas orientierungslos durch diese Welt ging: auf der Suche und meinen Platz noch findend. Durch dich habe ich einen wertvollen Kompass erhalten, mit dem ich mich sicher durch die gegenwärtigen und zukünftigen Zeiten navigiert fühle. Dankbar bin ich auch für die Liebe, die du mir geschenkt hast. Du hattest ein so großes Herz, das jeden aufgenommen hat, der es wollte. Dafür habe ich dich bewundert.

Dich ein Stück begleiten zu können, war mir eine große Ehre und Freude. Ich bin sehr glücklich, dass ich – damals noch am Erinnerungsort Topf & Söhne tätig – die Aufführungen des Tanztheaters „Sea Lavender oder Die Euphorie des Seins“ zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus 2016 in Erfurt gemeinsam mit dir und dem Budapester Projekt The Symptoms mitorganisieren und erleben durfte. Diese Zeit wird ein Höhepunkt in meinem Leben bleiben.

Ich verneige mich vor dir und denke beim Abschiednehmen an deine warme Stimme, wie sie am Telefon abschließend stets liebevoll und in voller Vorfreude auf das nächste Wiedersehen sagte: Tschüs, tschüs!

Deine Sophie II

Sophie Eckenstaler

 

So wie ihre Geschichte zu Tränen rührte, brachte sie mit ihrem Lächeln und ihren Worten Wärme in die Herzen der Menschen.

Wir werden Éva Fahidi-Pusztai, diese so bemerkenswerte und beeindruckende Persönlichkeit, sehr vermissen!

Ihrem Lebenspartner Bandi, ihrer Familie und ihren Freunden unser herzliches Beileid.

Hendrik Krumbein und Stefanie Abdelouahab

 

Wer Menschlichkeit in einem Spiegel sähe,
der sähe Dich und wüßte, wie Du heißt.“

Der Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne e.V. trauert um Éva Fahidi-Pusztai als einer verlässlichen Freundin und Ermutigerin, als einem leuchtenden Beispiel dafür, dass Mitmenschlichkeit selbst noch nach bitterster Erfahrung größter Menschenfeindlichkeit, dass selbstbefreiendes und zärtlich zur Mündigkeit befähigendes Sprechen noch nach jahrzehntelangem Schweigetrauma möglich ist und dass dieses zarte Sprechen an den Grenzen des Mitteilbaren zusammengehört mit dem kämpferischen „Nein!“ zu jeder Form der Menschenverachtung für die wir Dir - gemeinsam mit Wolfgang Nossen und Karl Metzner - 2014 den Jochen Bock-Preis für Zivilcourage und die vorbildhafte Erfüllung „der Pflicht zum Neinsagen“ gegen Antisemitismus, Antiziganismus, Homophobie und alle anderen Formen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit verleihen durften.

So oft war sie bei uns im Erinnerungsort Topf & Söhne - die Ofenbauer von Auschwitz zu Gast als Zeitzeugin, Rednerin, Diskutantin - und zuletzt auch in ihrer eigenen Ausstellung „Evas Apfelsuppe“ - präsent. Stets füllte sie den Raum mit ihrer kraftvollen Stille und stets fanden ihre Worte und Blicke direkt in die Herzen derer, die das Geschenk ihrer Gegenwart erleben durften: Die zarten Worte der Liebe und Mitmenschlichkeit, die manchmal stärkeren und manchmal etwas zögerlicheren Worte der Hoffnung und auch die kämpferischen und gegen die Ideologien von Hass und Abwertung und gegen relativierende Geschichtsverfälschungen streitenden Interventionen.

Sie wird uns immer Vorbild, Inspirationsquelle und Mitstreiterin im Geiste bleiben. Wir werden ihr Zeugnis weiter tragen und die gemeinsamen Kämpfe um die Erinnerung in ihrem Sinne weiter führen.

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Liebste Éva, immer wieder habe ich neu zu diesem Eintrag in Dein Kondolenzbuch angesetzt und immer wieder geriet ich ins Stocken. Wegen Überfülle all unserer gewichtigen Erinnerungen an Dich, die zu erzählen ein Buch bräuchte, aber auch aus einer inneren Unfähigkeit, gerade jetzt über Dich in der dritten Person zu sprechen.

Zu stark bist Du mir - und jedem/jeder Einzelnen von uns – zu gegenwärtig, um zu diesem Anlass so distanzierend schreiben zu können. Ich durfte Dich an vielen sehr unterschiedlichen Orten erleben und hatte auch das ganz besondere Privileg, zusammen mit meiner Frau Beate bei Dir und Deinem Bandi in Budapest zu Gast sein zu dürfen. Zu Gast in Deiner Wohnung, die so sehr Deinen wunderbaren und mutigen Geist konsequenter Menschlichkeit atmete. Wir hatten sehr nachdenkliche und kritisch uns selbst befragende Gespräche über Zeugenschaft und über unsere Verantwortung, Zeugen der Zeugen zu sein. Auch in der Übernahme dieser Verantwortung wissen wir uns durch Dich getragen, inspiriert und ermutigt, liebste Éva. 

Das, was uns verbindet, überwindet den Tod.

Während ich dies aufschreibe, sitze ich vor Deinem großen Portrait neben dem unseres lieben Freundes Naftali Fürst, der nachher per Videobotschaft zu uns sprechen wird. Eure Portraits schauen uns Inspiration und Courage spendend an und gleichzeitig konfrontiert Ihr die architektonischen Reste des „Gauforums“ in unseren Rücken mit Eurem Triumph der Mitmenschlichkeit und des Streitens für die Unantastbarkeit der Würde aller Menschen.

Liebste Éva, wir hatten einmal ein Gespräch über Poesie, Musik und Tanz in dem Du plötzlich Rilke rezitiertest:

„Ach wer Musik in einem Spiegel sähe, der sähe dich und wüßte, wie du heißt.“

Noch während Du sprachst, formten sich diese Sätze in meinem Kopf um:

„Wer Menschlichkeit in einem Spiegel sähe, der sähe Dich und wüßte, wie Du heißt.“

Im Namen des gesamten Förderkreises möchte ich Dir unseren Dank und unsere Liebe mit auf Deine Reise zu Deinen Lieben geben. Du, die uns in all den gemeinsamen Veranstaltungen und Gesprächen so innig und höchstpersönlich begegnet bist, weißt, dass ich nur in diesem persönlichen Ton im Namen aller unsere Mitstreiterinnen und Mitstreiter sprechen konnte, die ebenfalls in je eigener Art und Tonalität ein inniges, ein höchstpersönliches Verhältnis zu Dir haben.

Liebe Éva, bitte höre ihre Herztöne in meine Zeilen hinein und bitte lese zwischen diesen Zeilen unsere gemeinsamen Begegnungsgeschichten, an die wir ganz individuell - und gerade darin wieder vereint - denken, während wir auf Dein Portrait schauen und uns dabei von Dir gehalten und getröstet wissen.

Rüdiger Bender
Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne e.V.

 

Ich hatte das große Glück Éva während meiner Zeit am Erinnerungsort wenigstens ein Mal kennenlernen zu dürfen. Ich habe Éva als unglaublich starke, großherzige und dem Menschen zugewandte Person in Erinnerung.
Mich beeindruckte der Umgang mit ihrem Schicksal, ihre Aussage mit ihrem Trauma zu leben und dennoch nicht in Hass und Groll zu versinken. Ihre unermüdliche Art sich für Aufklärung und Menschenrechte einzusetzen wird fehlen, wie Éva überhaupt als Mensch fehlen wird.

Anja Rychlewski

 

Für Eva

Wenn ich nun täglich an deinem Porträt in Weimar vorbeifahre oder vorbeigehe, dann denke ich:
Was für eine fantastische Frau uns verloren ging - welch wunderbaren Mensch wir hatten!

Was mir einfällt über Eva:
Ich denke bei Äpfeln nun auch an Heimat. Das Kochen mit den SchülerInnen in der Erfurter Schillerschule war beeindruckend!

Es war so schön, dass du uns in Budapest so gastfreundlich in deiner Wohnung bewirtet hast.

Danke, dass ich dich kennenlernen durfte!
Danke, für deine Großherzigkeit!
Danke, für deine Geduld!

Und nun bleibt mir zu hoffen und zu Beten, dass all deine lieben Wort in den Herzen der vielen Jugendlichen und Kinder Wurzeln geschlagen haben und sie das tun, was dir so wichtig war:
"Lasst euch die Demokratie nicht wegnehmen - wählt vernünftige Parteien!"

Und was ich immer gespürt habe bei dir: lasst Euch nie die Menschlichkeit nehmen!

DANKE!

Beate Krautter-Wichmann

 

Auch, wenn ich sie nie persönlich erlebt habe – der Tod von Éva Fahidi-Pusztai im Alter von fast 98 Jahren macht auch mich traurig. Nach allem, was ich über sie über die Jahre erfahren und gelesen habe, nach allen Bildern, die ihre Stärke zeigen, hat sie ein großartiges Leben geführt – trotz der Verbrechen an ihrer Familie und ihr.

Erst 60 Jahre nach ihrer Deportation nach Auschwitz-Birkenau konnte sie ihr Schweigen brechen. Mit ihrer generationenverbindenden Sprache der Erinnerung voll inspirierender Kraft haben wir mit ihr eine unersetzbare und berührende Botschafterin der Menschlichkeit verloren.

Eine Woche vor ihrem 90. Geburtstag am 22. Oktober 2015 tanzte Éva Fahidi-Pusztai in Erfurt zum ersten Mal auf einer Bühne, zusammen mit der 32-jährigen Emese Cuhorka. In der Tanz-Performance Sea Lavender – or the Euphoria of Being ging es um Évas Leben. Unvergessliche Bilder!

Prof. Gerd Fleischmann

 

Mit großer Traurigkeit erfuhr ich vom Tode Eva Pusztais, der ich im Erinnerungsort Topf und Söhne im September 2021 als 14 - Jährige begegnen durfte.

Obwohl sie so viel menschliches Leid in ihrem Leben erfahren musste, klangen in ihren Erzählungen immer wieder Lebensmut, Herzenswärme und Mitmenschlichkeit an. Ihr Buch "Lieben und geliebt werden" signierte sie für mich mit den Worten: " Für Elina mit viel Liebe".

Diese Begegnung mit Eva Pusztai werde ich nicht vergessen. Ich hoffe, ich kann auch so viel Stärke, Herzenswärme und Mitmenschlichkeit in meinem Leben an andere weitergeben.

Elina Bräutigam

 

Liebe Éva Fahidi-Pusztai!

Ich hatte das Glück und die Ehre, Dir über die Jahre an verschiedenen Orten bei Veranstaltungen zu begegnen. Dafür bin ich überaus dankbar!

Unsere letzte Begegnung, im September 2021, ist mir besonders präsent: Im Publikumsgespräch nach der Vorstellung Deines Buches sagtest Du, sinngemäß, wenn Du den Zustand der Welt heute, fast 80 Jahre nach der Befreiung der Lager, betrachten würdest, hättest Du das Gefühl, nicht genug für eine bessere Welt getan zu haben. Diese Aussage rührte und rührt mich immer noch zu Tränen. Tränen der Scham und der wütenden Energie. Und ich will Dir widersprechen: Nein, Éva, Du und die vielen anderen, die sich mit Dir unermüdlich für ein Lernen aus der Geschichte eingesetzt haben, ihr habt mehr getan als das Menschenmögliche. Die folgenden Generationen, wir, haben nicht genug getan. Nicht genug zugehört, nicht genug getrauert, nicht genug gehandelt. Wir tun es noch immer nicht.

Zusammen mit der Widmung, die Du mir in Dein Buch schriebst und in der Du mir das Beste für meine Arbeit in der Historischen Bildung wünschtest, sind Deine Worte für mich Motivation, Ansporn und auch Auftrag. Historische Bildung braucht Haltung – und Deine war unvergleichlich. Danke, Éva!

Volker Land

 

Durch meine Arbeit in der Bibliothek am Erinnerungsort Topf & Söhne, die nach Eva Fahidi-Pusztai benannt wurde, bin ich dieser engagierten Botschafterin für das friedliche Zusammenleben der unterschiedlichsten Nationalitäten und Glaubensrichtungen sehr vertraut.
Von der Geschichte lernen und die Erinnerungen wach zu halten, an das Geschehen, die während der Shoa passiert sind, war Ihre selbst gesetzte Aufgabe. Vor allem mit der jungen Generation ins Gespräch zu kommen und zu berichten.
Durch meine Arbeit an und in der Bibliothek werde ich dieser bewunderungswürdigen Persönlichkeit Ehre erweisen.

In großer Trauer,

Manuela Wilbricht

 

Lieber Bandi,
Liebe Angehörige unserer Éva,

nun ist es plötzlich Realität, was wir stets zu verdrängten suchten: Unsere Freundin aus Budapest kann nie mehr auf unsere Mails und Fotoerinnerungen aus 9 Jahren unserer sehr, sehr herzensvollen Freundschaft antworten. So, wie sie es all die Zeit zuvor so liebevoll, originell und nahezu jugendfrisch tat.

Unser Mailordner "Éva / T.&.S." bleibt nun so etwas wie ein ganz besonderer Schrein. Einer, auf den meine Frau "Bibi" Birgit und ich stolz sind wie auf unsere Freundschaft überhaupt, die wir der Inspiration unseres jüdischen Ilmenauer Freundes Prof. R. Schramm verdanken. Nämlich deshalb, weil er uns mal zum Erinnerungsort Topf & Söhne mit dem Versprechen mit nahm "eine ganz außergewöhnliche Persönlichkeit kennenzulernen".

Das erwies sich seither als untertrieben; wir kehrten an Herzensenergie und Faschismus-Wut noch mehr bereichert von der Begegnung zurück. Und wir blieben es danach immerfort. Bis hin zu unseren zwei Auschwitz-Birkenau-Reisen (und Reportagen für Freies Wort), bei denen mir immer die Erlebnisse aus Évas Buch "Die Seele der Dinge" und nun längst auch "Lieben und geliebt werden" vor Augen waren.

Bei so manchen politischen Rechtsruck-Ereignissen hier und anderswo fragten wir uns immer: "Wie würde Éva das jetzt wohl beurteilen und zu verstehen versuchen?" Sich dies anzutrainieren, ihren Ekel dezent und höflich zu unterdrücken (ZITAT: "Ich verschmutze meine Seele nicht mehr mit Hass!"), hatte unsere liebe Freundin ja im Erfurter Landtag Jahr um Jahr (ungewollt) Gelegenheit beim politischen AfD-Gegenüber, namentlich dem von hessischer Provenienz ...

Mir als altem Dessauer, 1948  am Bauhaus geboren, gab Éva noch etwas Besonderes mit, für das ich mich als früherer SED-Genosse noch heute schäme: Bevor der Nachbarbetrieb meines 1965/66er-Ausbildungsbetriebes Junkalor Dessau (die spätere Gährungschemie Dessau) zum VEB wurde, produzierte sie als Betriebsteil der DEGESCH / IG Farben über 80 Prozent des Zyklon B-"Bedarfes" für die NS-Vernichtungslager. Wir trafen Éva damals zufällig bei einem Familienbesuch am Randes des Bauhausfestes auf einem Vortrag über die ersten "Probevergasungen" ...

Liebste Éva, unsere Blumen in Deiner (wie ja auch unserer) Lieblingsfarbe Gelb grüßen Dich bald auf Deinem Grab in Budapest. Mit der Teilnahme an Deiner heutigen Abschiedsfeier in Budapest klappte es vor allem aus gesundheitlichen Gründen meinerseits nicht.

Klaus-Ulrich Hubert und „Bibi“ Birgit Werner-Hubert

 

„Wir setzen uns mit Tränen nieder und rufen dir im Grabe zu:
Ruhe sanfte, ruhe sanfte, sanfte ruh’.“
mit den wunderbaren Klängen aus Bachs Matthäus-Passion (Schlußchor).

So ging es mir durchs Herz, als ich die Todesnachricht von Éva Fahidi–Pusztai erhielt.

Das ist mein größter Wunsch für Dich, liebe Éva: „Ruhe sanft“ nach diesem langen Lebensweg. Wie mühevoll er war, das können wir nur ahnen. Aber wie schön er war in der Liebe und Verehrung vieler Dir dankbarer Menschen, das hast Du uns auch wissen lassen und gezeigt mit Deinen wunderbaren Tanzschritten bei uns in der „Schotte“.

„Das Grab, das euch bestimmet ist … macht uns den Himmel auf und schließt die Hölle zu“ singt der Chor am Schluss der Johannes-Passion von Bach.
Nun endlich vorbei die „Hölle der Erinnerungen“ in den schlaflosen Nächten, immer wieder, Erinnerungen an die Bilder und Töne der Verzweiflung der von der Menschheitsfamilie ausgestoßenen Menschen, die „Hölle“ des Schmerzes über den Verlust der allerliebsten Menschen.
Diese Hölle ist zugeschlossen. Ruhe sanfte, liebe Éva.

Für mich warst und bleibst Du die wichtigste Besucherin des „Erinnerungsortes“.  Mit Freude erwarteten wir Dich. Immer wieder trafst Du junge Menschen bei uns, die von Dir berührt waren, zu denen Du Freundschaft hieltest, und die mit Dir „Apfelsuppe“ kochen durften.

Nun müssen wir ohne Dich weitermachen. Und das tun wir auch, denn Du hast uns gezeigt, dass das Miteinanderleben in Frieden und Toleranz und Herzenswärme das Wichtigste und Schönste im Leben ist. - Woher hattest Du diese Herzenswärme?
Ich möchte meine Hand auf Deine nun erkalteten Hände legen: Ruhe sanft!

Und DANKE, dass Du bei uns warst – und bleiben wirst.

Ingrid Schlemmer, Erfurt, auch für Johannes
Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne e.V.

 

Wie viele Erfurter bin auch ich betroffen, dass ein Mensch mit einem so großen Herzen von uns gegangen ist. Ihr Großmut und ihre Nachsicht und Güte gegenüber dem Volk, unter dem sie so leiden musste, haben mich tief berührt. Für viele sollte ihr Handeln Vorbild sein und gerade in der jetzigen Zeit ist es wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass es solche Menschen gegeben hat und immer geben muss.

Ute Unzner