Von wegen Ruine – Vortrag zum Synagogenabend
Seit 40 Jahren ist das Kloster St. Johann im Münstertal Welterbe der Unesco. 1983 wurde das bedeutende Denkmal gemeinsam mit der Altstadt von Bern und dem Stiftsbezirk St. Gallen als erste der 13 Welterbestätten der Schweiz aufgenommen. Ausschlaggebend für die Aufnahme der gesamten Klosteranlage waren insbesondere die außergewöhnlich umfangreich erhaltenen Wandmalereien aus karolingischer und romanischer Zeit. Zahlreiche Umbauten haben dem Gebäudekomplex über die Jahrhunderte seine heutige Prägung geben. Während andere Klosteranlagen im Barock einen Neubau erfuhren, sind in Müstair Spuren aus 1.250 Jahren Baugeschichte erhalten geblieben und noch heute für die Gäste in der Klosterkirche und im 2003 gegründeten Museum erlebbar.
Das Kloster ist jedoch nicht nur ein von der Unesco ausgezeichnetes Baudenkmal, es ist auch das Zuhause von acht Benediktinerinnen. Seit dem 12. Jahrhundert leben und beten die Schwestern im Kloster St. Johann nach der Regel des Heiligen Benedikt. Sie waren als Bauherrinnen und kluge Strateginnen aktiv und haben so über Jahrhunderte bis heute die Geschicke des Klosters und sein Aussehen beeinflusst. Der Unesco-Status brachte verdiente Anerkennung für das Baudenkmal, jedoch auch steigende Aufmerksamkeit und ein hohes Besuchendenaufkommen in ein der Ruhe und Kontemplation verschriebenes Kloster. Das Spannungsfeld zwischen zurückgezogener Klostergemeinschaft und gut besuchter Welterbestätte sowie die Aktivitäten und Herausforderungen im Umgang damit stehen im Fokus des Vortrags.
Moderiert wird der Abend von Maria Stürzebecher, Beauftragte für das Unesco-Welterbe Erfurt. Einlass in die Alte Synagoge ist ab 19:00 Uhr, Beginn um 19:30 Uhr. Der Eintritt ist wie immer frei.
Zur Person
Romina Ebenhöch studierte Kunstgeschichte und klassische Archäologie in Gießen und Rom. Von 2017 bis 2021 war sie wissenschaftliche Assistentin und Dozentin am Lehrstuhl Geschichte der textilen Künste des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Bern. 2022 wirkte sie am Bündner Kunstmuseum Chur an zahlreichen Ausstellungen mit und war Mitherausgeberin des Katalogs „Ilse Weber. Helle Nacht“. Seit 2023 ist sie Museumsdirektorin und Leiterin Marketing und Kommunikation am Unesco-Welterbe Kloster St. Johann. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Buchkultur, Miniaturisierung, Schmuck und Textil. In ihrer Dissertation, die im November 2023 beim Reimer Verlag Berlin erschien, geht sie der Funktion spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Schmuckanhänger in Buchform im Kontext der privaten Frömmigkeit nach.