Initiative verlegt weitere Stolpersteine in Erfurt

08.10.2025 10:16

Am Freitag, dem 17. Oktober 2025, werden fünf weitere Stolpersteine in Erfurt verlegt. Bei dieser Verlegung wird an Frieda und Siegmund Rehbock (früherer Wohnort Löberwallgraben 3) sowie an Walter, Rosalie und Vera Heynemann (früherer Wohnort Werner-Seelenbinder-Straße 3) erinnert.

Gedenken an NS-Opfer, die in Erfurt lebten

Foto: Am 18. September wurden in Erfurt 15 Stolpersteine verlegt, unter anderem in der Klausenerstraße 11 in Erinnerung an die Erfurter Familie Feiner. Nun folgen weitere Verlegungen. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Beide Familien hatten über viele Jahre ihren Wohnsitz in Erfurt. Nach einer sogenannten „Schutzhaft“ von Walter Heynemann im KZ Buchenwald im Jahr 1938 sahen sich Walter, Rosalie und Vera Heynemann gezwungen, in die USA zu fliehen, wo sie fortan auch lebten. Die „Schutzhaft“ war dem Pogrom vom November 1938 gefolgt, bei dem über 200 jüdische Männer aus Erfurt in das KZ Buchenwald verschleppt wurden.

Frieda und Siegmund Rehbock wurden nach ihrer Deportation im Ghetto Belzyce ermordet. „Das Schicksal von Frieda und Siegmund Rehbock sowie von Walter, Rosalie und Vera Heynemann soll nicht vergessen sein und uns zugleich auffordern, gegen Ausgrenzung und Diskriminierung jeglicher Art Stellung zu beziehen“, betonen Vertreterinnen und Vertreter der Initiative „Stolpersteine Erfurt“

im Vorfeld der Verlegung.

Am Löberwallgraben 3 gestalten Vertreterinnen und Vertreter der Initiative „Stolpersteine Erfurt“ das Gedenken. In der Werner-Seelenbinder-Straße haben die „Omas gegen Rechts“ die Patenschaft für die Steine übernommen und ein etwa 15-minütiges Programm organisiert.

Die Verlegung der Stolpersteine selbst wird am 17. Oktober durch Mitarbeitende des Bauhofs der Stadt Erfurt übernommen. Mit der Verlegung dieser Stolpersteine in Erfurt wird dem Wunsch von Nachfahren der Familien und Heynemann und Rehbock Rechnung getragen, einen Erinnerungsort für ihre verfolgten und ermordeten Angehörigen zu schaffen.

Die Initiative lädt die Erfurterinnen und Erfurter ein, jetzige und künftige Stolpersteinverlegungen zu begleiten und Patenschaften für die Steine zu übernehmen. Dies beinhaltet, die Steine im Auge zu behalten, Beschädigungen zu melden und sie gegebenenfalls zu reinigen. Weitere Stolpersteinverlegungen für Menschen, die in Erfurt durch die nationalsozialistische Terrorherrschaft Entrechtung, Vertreibung und Tod erlitten haben, werden folgen.

Termin

Freitag, 17. Oktober 2025


10:00 Uhr: Verlegung von Stolpersteinen am Löberwallgraben 3


11:00 Uhr: Verlegung von Stolpersteinen in der Werner-Seelenbinder-Straße 3 (Nähe Jüdischer Friedhof)

Hintergrund

Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, der so seit 1992 in Europa die Erinnerung an Opfer des NS-Regimes wachhält. Stolpersteine sind in den Gehweg eingelassene Steine, die mit einer Messingplatte versehen sind. Darauf sind die Lebensdaten von verfolgten Menschen eingraviert. Die Stolpersteine werden vor dem letzten frei gewählten Wohnort der jeweiligen Person verlegt und weisen dort auf ihr Schicksal hin.

Die Initiative Stolpersteine Erfurt gründete sich im Sommer 2024. Sie vereint verschiedene Personen der Zivilgesellschaft, die sich gemeinsam für ein breites, bürgerschaftlich getragenes Erinnern an die Opfer der NS-Diktatur in Erfurt einsetzen. Grundlage dafür ist ein Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2023. Dieser ermöglicht es, dass in Erfurt Stolpersteine verlegt werden können. Er wurde maßgeblich durch Anregungen aus der Bürgerschaft und auf Bitten von Nachkommen der Opfer erwirkt. Sowohl die Stadt Erfurt als auch die Bürgerstiftung Erfurt unterstützen die Initiative seit ihrem Entstehen aktiv.

Quelle: Initiative „Stolpersteine Erfurt“