Vortrag von Dr. Annett Martini: "Die Arbeit des Himmels: Der Toraschreiber als Bewahrer des Gotteswortes"
Dr. Annett Martini erforscht seit Anfang 2012 die Erfurter Hebräischen Handschriften, die in der Ausstellung der Alten Synagoge thematisiert werden. In ihrem Vortrag im Rahmen des ersten Synagogenabends im Jahr 2013 widmet sie sich einem wichtigen Teilaspekt ihrer wissenschaftlichen Forschung: dem religiösen Schreiben. Denn das Schreiben der Tora - der heiligen Schrift des Judentums - gilt als religiöser Prozess. Der Toraschreiber, auch Sofer genannt, muss nicht nur hervorragend Hebräisch lesen und schreiben können, sondern auch ein sehr frommer Mann sein, der sein Leben an den religiösen Gesetze ausrichtet. Der Text der Tora, der fünf Bücher Mose, wird seit Jahrhunderten unverändert auf Althebräisch und ohne Vokalzeichen geschrieben. Der Toraschreiber kopiert den Text eins zu eins mit der Hand und schreibt diesen auf Pergament, also auf die fein bearbeitete Haut von Tieren.
Mit Dr. Annett Martini konnte für die wissenschaftliche Erforschung der Erfurter Hebräischen Handschriften und den Vortrag im Rahmen des Erfurter Synagogenabends eine ausgewiesene Expertin gewonnen werden. Die aus Thüringen stammende Judaistin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Judaistik der Freien Universität Berlin und gilt als Spezialistin für mittelalterliche hebräische Schriftkultur.
Bei den Erfurter Hebräischen Handschriften handelt es sich um ein einzigartiges Konvolut an 14 hebräischen Schriften, die bis zum Pogrom von 1349 im Besitz der jüdischen Gemeinde Erfurts waren. Nach 1349 gelangten sie in Besitz des Stadtrats, später ins Augustinerkloster. Von dort wurden sie 1880 an die Königliche Bibliothek zu Berlin verkauft und sind so heute Eigentum der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Dort werden sie in der Orientabteilung aufbewahrt sowie wissenschaftlich und konservatorisch betreut.