Vortrag: "Sündenböcke der Niederlage" - Antisemitismus im Ersten Weltkrieg
Am 28. Juli 1914 begann mit der Kriegserklärung von Österreich-Ungarn an Serbien die bis dahin umfassendste kriegerische Auseinandersetzung, die als "Erster Weltkrieg" in die Geschichtsbücher einging. Für das deutsche Kaiserreich kämpften selbstverständlich auch jüdische Deutsche als Soldaten an den Fronten. Dennoch kam es zu judenfeindlicher Propaganda, die den Vorwurf der "Drückebergerei" in Umlauf brachte. Eine "Judenzählung" sollte im Herbst 1916 die Zahl der jüdischen Soldaten in der deutschen Armee ermitteln. Deren Ergebnis, dass an den Fronten prozentual ebenso viele jüdische wie nicht-jüdische deutsche Soldaten kämpften und fielen, wurde von den Antisemiten ins Gegenteil verfälscht und nach dem Weltkrieg als Teil der "Dolchstoßlegende" zum Kampf gegen die Weimarer Republik benutzt.
In seinem Vortrag "Sündenböcke der Niederlage" geht Dr. Christoph Jahr auf die Hintergründe und Symptome des Antisemitismus in Deutschland während des Ersten Weltkriegs ein. Dr. Steffen Raßloff, Vorsitzender des Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt e. V. übernimmt die Moderation der Veranstaltung und die stadtgeschichtliche Einordnung der historischen Ereignisse für Erfurt.
Dr. Christoph Jahr ist Privatdozent am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin. Der habilitierte Historiker legt einen seiner Forschungsschwerpunkte auf die Stereotypenforschung und publizierte bereits mehrfach über den Ersten Weltkrieg sowie Antisemitismus in Deutschland.
Die Veranstaltungsreihe "Erfurter Synagogenabende" findet in Zusammenarbeit mit dem Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt e. V. und in Kooperation mit dem Katholischen Forum im Land Thüringen und dem Musikgymnasium Schloss Belvedere/ Hochbegabtenzentrums der Hochschule Franz Liszt Weimar statt.
Aus statischen Gründen dürfen im 1. Obergeschoss der Alten Synagoge nur 40 Stühle gestellt werden. Rechtzeitiges Erscheinen wird daher empfohlen. Einlass: ab 19:00 Uhr, Eintritt frei.