Geistliche Gerichtsbarkeit und Juden: Der Prozess des Klosters Paulinzella gegen vier Juden aus Querfurt (1311–1316)

07.10.2015 19:30 – 07.10.2015 20:30

Dr. Jörg Müller vom Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden der Universität Trier mit dem Akademieprojekt "Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich"

Portraitaufnahme
Dr. Jörg Müller Foto: © Jörg Müller
07.10.2015 20:30

Vortragsreihe „Arain!“: Geistliche Gerichtsbarkeit und Juden: Der Prozess des Klosters Paulinzella gegen vier Juden aus Querfurt (1311–1316)

Genre Veranstaltung
Veranstalter Stadtverwaltung Erfurt, Unesco-Beauftragte in Kooperation mit der Stadt- und Regionalbibliothek
Veranstaltungsort Stadt- und Regionalbibliothek, Domplatz 1, 99084 Erfurt

Ein Konvolut von etwa zwanzig erhaltenen Schriftstücken des thüringischen Benediktinerklosters Paulinzella aus dem zweiten Dezennium des 14. Jahrhunderts gewährt einzigartige Einblicke in die Praxis der seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nachgewiesenen und ständig zunehmenden Prozesse gegen jüdische „Wucherer“ vor geistlichen Gerichten.

Auf Bitten des Abts von Paulinzella wurde im Jahre 1311 durch Papst Clemens V. eine Untersuchung der Anschuldigungen gegen vier jüdische Brüder aus Querfurt veranlasst, bei denen sich der Verwalter des umfangreichen klösterlichen Besitzkomplexes um Gatterstädt (nahe Querfurt) verschuldet hatte. In dem langwierigen Verfahren, in dem beide Seiten ihre rechtlichen Möglichkeiten ausschöpften, den Prozess je nach aktueller Situation zu verschleppen, um durch die Aktivierung persönlicher Netzwerke Handlungsspielräume zu gewinnen, konnte erst nach mehreren Jahren ein verbindliches Urteil gefällt werden.

Moderiert wurde der Abend von Prof. Karl Heinemeyer, ehem. Universität Erfurt.

Zur Person

Dr. Jörg Müller studierte an der Universität Trier Geschichte und Slavistik. Im Jahre 2003 wurde er mit der Arbeit „Vir religiosus ac strenuus – Albero von Montreuil, Erzbischof von Trier (1132–1152)“ im Fach Mittelalterliche Geschichte promoviert. Von 2000 bis 2005 war Jörg Müller Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden der Universität Trier, von 2005 bis 2007 dessen Geschäftsführer. Seit 2007 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem von der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur geförderten Projekt „Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich“, in dem sämtliche historisch relevanten Schriftquellen zur Geschichte der Juden aus dem Zeitraum von 1273 bis 1519 erfasst und je nach Editionsstand als Regest oder Volltext publiziert werden sollen.