Antijudaistische Propaganda in Druckschriften des 15. Jahrhunderts
Die im 12. Jahrhundert entstehenden Legenden von jüdischen Ritualmorden zeigen eine zunehmende Inkriminierung des jüdischen Kollektivs durch das christliche Umfeld. Mit der Erfindung des Buchdrucks eröffnen sich im 15. Jahrhundert neue und folgenreiche Möglichkeiten, die vermeintlichen Judenfrevel medial zu inszenieren und überregional zu verbreiten. Anhand des Ritualmordprozesses von Trient (1475) wird der Vortrag die lokale Entstehung antijudaistischer Text- und Bildquellen skizzieren und deren Aufnahme in die weit verbreitete Schedelsche Weltchronik (1493) nachzeichnen.
Zur Person
Marion Steinicke studierte Religionswissenschaft, Sinologie und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Promoviert hat sie über „Wundervölker des Ostens in abendländischer Tradition“. Nach Forschungsaufenthalten in Venedig und Rom sowie Lehr- und Koordinationstätigkeiten an den Universitäten Heidelberg und Bochum ist sie seit 2014 wissenschaftliche Koordinatorin des Forschungsschwerpunkts „Kulturelle Orientierung und normative Bindung“ der Universität Koblenz-Landau sowie Lehrbeauftragte im FB Kulturwissenschaft des Campus Koblenz. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Ritualforschung, spätmittelalterliche Reiseberichte und die Jesuitenmission.