Darstellungen des Judentums in der christlichen Kunst des Mittelalters
Die kulturhistorische Forschung der jüngeren Zeit hat sich vielfach mit der Darstellung von „Anderen“ in mittelalterlichen Gesellschaften auseinandergesetzt. Solche Darstellungen erscheinen einerseits im Kontext mit religiöser Polemik, andererseits dienen sie – sozusagen als Spiegel – auch der Eigendefinition. Im Überblick wird der Vortrag die Entwicklung verschiedener ikonographischer Themen behandeln, mittels derer die mittelalterliche christliche Kunst das Judentum skizziert hat. Er demonstriert, wie sich die Darstellung des Judentums von der theologischen Polemik hin zur brutalen Diffamierung entwickelt hat, die mitunter auch die physische Verfolgung legitimieren konnte. Thematisiert werden unter anderem Personifikationen des Judentums, soziale Abgrenzung, und typologische Gegenüberstellungen.
Zur Person
Katrin Kogman-Appel studierte und promovierte an der Hebräischen Universität Jerusalem. An der Ben-Gurion-Universität des Negev unterrichtete sie bis 2015. Seit 2016 ist sie Inhaberin der Alexander von Humboldt-Professur für Jüdische Studien an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Sie hat u. a. zum Verhältnis zwischen jüdischer und christlicher Kunst in der Spätantike, zu jüdischer Buchkunst zwischen Islam und Christentum, zu illuminierten Haggadot des mittelalterlichen Spanien und dem so genannten Leipzig-Machsor publiziert. Zur Zeit forscht sie zu Elisha Cresques ben Abraham, einem jüdischen Schriftgelehrten, Buchmaler und Landkartenhersteller des 14. Jahrhunderts auf Mallorca.