Vortrag „Ein verschollener Schatz – Der Fund vom Erfurter Rathausbau 1876“
Der Fund von 1998 ist nicht der erste Schatz, der in Erfurt entdeckt wurde! Schon am 12. September 1876 fand ein Arbeiter bei den Vorarbeiten zum Neubau des Erfurter Rathauses einen insgesamt etwa 2 kg schweren Goldschatz. Beim Aufhacken des Bodens stieß er in geringer Tiefe auf ein Keramikgefäß, das ein goldenes Doppelgefäß, einen sogenannten Doppelkopf, enthielt, der wiederum mit 70 Goldmünzen, 21 schildförmigen Beschlägen, 33 blütenförmigen Gewandapplikationen sowie 54 Gewandverschlüssen gefüllt war. Leider ist heute nur noch eines der goldenen Schließenpaare erhalten, sowie eine römische Goldmünze, ein Aureus des Kaisers Numerianus (283–284 n. d. Z.), die bis zum 8. April in der Sonderausstellung in der Alten Synagoge zu sehen ist. Alle übrigen Objekte wurden 1878 an einen Privatsammler verkauft. Nach dessen Tod 1885 verliert sich die Spur des ersten Erfurter Schatzes. Nach den Prägedaten der Münzen wurde der Schatz nach 1370 vergraben. Zu dieser Zeit ist der spätere Fundort als Wohnhaus wohlhabender jüdischer Familien nachweisbar.
Maria Stürzebecher ist Kunsthistorikerin und hat über den Erfurter Schatz promoviert. Durch ihre Forschung wurden die gotischen Goldschmiedearbeiten aus dem Fund zum ersten Mal in den Gesamtbestand eingeordnet und gleichzeitig als historische Quelle ausgewertet.
Von 2007 bis 2009 arbeitete sie am Ausstellungskonzept des Museums Alte Synagoge Erfurt. Seit 2009 ist sie mit der wissenschaftlichen Grundlagenarbeit in Vorbereitung der Unesco-Bewerbung der Stadt Erfurt mit den Bau- und Sachzeugnissen der jüdischen Gemeinde im Mittelalter befasst.