Ritus und Raum in mittelalterlichen Synagogen
Bis in die jüngste Zeit ging man davon aus, dass mittelalterliche Juden keinen Sinn für Architektur gehabt und dementsprechend auch für ihre Sakralräume keine eigenen ästhetischen Ideen entwickelt hätten. Diesem Vorurteil, das vor allem auf christlichen Architekturvorstellungen beruht, widerspricht der Vortrag. Er zeigt auf, welche Ideen hinter der spezifischen Bau-Semantik beispielsweise der Wormser und der Erfurter Synagoge stehen können und was sie für die jüdischen Gemeinden bedeuteten.
Zur Person
Annette Weber studierte Kunstgeschichte, Archäologie, Alte Geschichte und Judaistik in Freiburg, München und Paris. Von 1986 bis 2004 war sie wissenschaftliche Kustodin des Jüdischen Museums Frankfurt/Main, wo sie an zahlreichen Ausstellungen mitarbeitete, darunter „Expressionismus und Exil“, „Die Rothschilds – eine europäische Familie“, „Chagall und Deutschland“. Seit 2004 ist sie Professorin für jüdische Kunst und Kultur an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg. Schwerpunkte ihrer Forschung mit zahlreichen Veröffentlichungen sind Visualität des mittelalterlichen Aschkenas, materiale Kultur des deutschsprachigen Landjudentums, Beitrag der jüdischen Sammler zur Moderne sowie Chagall als jüdischer Maler im 20. Jahrhundert.