Heiliger Müll? Verborgene Schätze! Die Kairoer Genizah und ihre Handschriften
Der hebräische Begriff Genizah beschreibt einen Ablageort für nicht mehr nutzbare, jüdisch-religiöse Literatur und Kultgegenstände. Ende des 19. Jahrhunderts wurden bei Renovierungsarbeiten der Ben-Esra-Synagoge in der ägyptischen Hauptstadt nahezu 200.000 Schriftfragmente entdeckt, die auf einen Zeitraum vom Jahr 800 bis ins 19. Jahrhundert datieren.
Die Entdeckung der Kairoer Genizah fand somit vor über einem Jahrhundert statt. Aber noch immer sind nicht ihre ganzen Schätze identifiziert, ausgewertet und beschrieben. Mit Hilfe der Kairoer Genizah ist es jedoch möglich ein lebendiges Bild der Menschen zu zeichnen, die diese Handschriften und rituellen Gegenstände hinterlassen haben. Der Vortrag wird sich auf Handschriften konzentrieren, aus denen man z. B. Informationen über den Schulunterricht und die Erziehung von Kindern gewinnen kann. Auch werden ausgewählte Handschriften zum Thema Familie und der Beziehung zwischen Mann und Frau beleuchtet werden.
Zur Person
Rebecca Sebbagh hat in Frankfurt am Main Judaistik und Orientalistik studiert und dort in Judaistik promoviert. Ihre Dissertation befasste sich mit den Genizahhandschriften der She’iltot des Rav Aha Gaon. Gegenwärtig arbeitet sie als Postdoktorandin im Research Centre „Dynamik ritueller Praktiken im Judentum in pluralistischen Kontexten von der Antike bis zur Gegenwart“ an der Universität Erfurt und erforscht die Verwendung von Psalmen in der jüdischen Liturgie im Rahmen ihres Habilitationsprojektes.
Weitere Termine 2019
5. Februar
Mirjam Wenzel, Direktorin, Jüdisches Museum Frankfurt: Die Erneuerung des Jüdischen Museums Frankfurt
12. März
Jürgen Bärsch, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt: Antijüdische Deutungen liturgischer Vollzüge und Gebräuche im Mittelalter
2. April
Hans-Jörg Gilomen, Historisches Seminar, Universität Zürich: Miteinander oder nebeneinander. Elemente jüdischer Siedlungssegregation im Mittelalter
7. Mai
Lukas Clemens, Arye Maimon-Institut für die Geschichte der Juden, Universität Trier: Kathedralstädte und Judengemeinden im heutigen Rheinland-Pfalz – Zur Topografie jüdischer Siedlungen im Mittelalter
4. Juni
Milan Žonca, Institut für Orientalistik, Universität Prag: Jom Tov Lippmann Mühlhausen – ein Rabbiner im Erfurt des 14. Jahrhunderts
3. September
Sophia Schmitt, Ludwig-Maximilians-Universität München: Ankläger und Verteidiger in spätmittelalterlichen Ritualmordbeschuldigungen
1. Oktober
Eveline Brugger, Institut für jüdische Geschichte Österreichs: „…und der wertlose Brief soll gültig sein.“ Konfliktfelder und Konfliktvermeidung im jüdisch-christlichen Geschäftsverkehr des Spätmittelalters
5. November
Rosita Peterseim, Erfurt: „Aus der Dunkelheit ans Licht“ – Die Wiederentdeckung der Alten Synagoge in Erfurt
3. Dezember
Vera Henkelmann, Eschweiler: „Es werde Licht!“ – Künstliches Licht im jüdischen und christlichen Sakralraum