Die Klosterinsel Reichenau – Welterbe aus Sicht der Denkmalpflege
Zum Vortrag
Die Klosterinsel Reichenau im Bodensee wurde vor mehr als 20 Jahren in die Unesco-Welterbeliste aufgenommen. Das im Jahr 724 gegründete Inselkloster entwickelte sich in karolingischer Zeit zu einer der einflussreichsten Abteien und galt im frühen Mittelalter als religiöses, politisches und künstlerisches Zentrum von europaweiter Bedeutung. Zu den herausragenden Zeugnissen dieser Zeit gehören die gut erhaltenen Kirchen mit ihren wertvollen Ausstattungen, die umfassenden archäologischen Befunde und die handschriftliche Überlieferung. Auf der Reichenau entstand der St. Galler Klosterplan, die älteste Architekturzeichnung des Mittelalters. Einige Handschriften der berühmten Reichenauer Malschule wurden 2003 in das Register des Weltdokumentenerbes der Unesco aufgenommen.
Während früher vor allem das Einzeldenkmal im Vordergrund stand, weitete sich der Blick mit Eintragung in die Welterbeliste auf die Insel in ihrer Gesamtheit als historische Kulturlandschaft in ihrer substantiellen, strukturellen und bildlichen Überlieferung. Entsprechend komplex sind die Aufgaben, um Erhaltungsauftrag, behutsame Weiterentwicklung und das Leben im Welterbe in Einklang zu bringen.
Zur Person
Dr. Ulrike Laible ist Referentin für Welterbe beim Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg und betreut seit 2019 die Klosterinsel Reichenau. Sie beschäftigt sich seit etwa 20 Jahren mit dem Unesco-Welterbe. Von 2005 bis 2011 war sie wissenschaftliche Geschäftsführerin des Schinkel-Zentrums für Architektur, Stadtforschung und Denkmalpflege in Berlin, anschließend Leiterin des Zentrums Welterbe Bamberg. Sie ist Mitglied des Deutschen Nationalkomitees von Icomos und Mitglied der Icomos-Monitoringgruppe.