Vom Rhein hin zur Elbe und Oder? Jüdische Siedlungsbewegungen im Hoch- und Spätmittelalter

03.09.2024 19:30 – 03.09.2024 21:30

Vortrag von Rainer Josef Barzen, Institut für jüdische Studien, Universität Münster

Ansicht einer Synagoge
Foto: © Rainer Josef Barzen
03.09.2024 21:30

Vom Rhein hin zur Elbe und Oder? Jüdische Siedlungsbewegungen im Hoch- und Spätmittelalter

Genre Veranstaltung
Veranstalter Stadtverwaltung Erfurt, Unesco-Beauftragte in Kooperation mit den Geschichtsmuseen
Veranstaltungsort Alte Synagoge, Waagegasse 8, 99084 Erfurt
Foto von der Synagoge in Worms
Foto: © Rainer Josef Barzen

Zum Vortrag:

Die mittelalterliche Siedlungsgeschichte der Juden in den deutschen Landen ist seit dem 10. Jahrhundert von verschiedenen Migrationsströmungen geprägt. Diese schaffen im 12. und 13. Jahrhundert eine jüdische Gemeinschaft, die aus der Rückschau des 14. und 15. Jahrhunderts, sich selbst als „Juden des Landes Aschkenas“ wahrnahm. Erst im 16. Jahrhundert werden sich die nach Italien und Polen ausgewanderten deutschen Juden als „Aschkenasim“ bezeichnen.

Weniger bekannt ist, dass die Juden der deutschen Lande der mittelalterlichen Jahrhunderte keine homogene Gemeinschaft darstellen, sondern unterschiedliche jüdische Kulturräume ausbildeten. Diese geographisch-kulturellen Unterschiede innerhalb der jüdischen Gemeinschaft sind wiederum nur durch die jüdische Siedlungsgeschichte verstehbar, die besonders eng mit der mittelalterlichen allgemeinen Siedlungsgeschichte der deutschen Lande, dem inneren Landesausbau und den Siedlungsbewegungen nach Osten in die neuen Territorien des Reiches verknüpft sind. Es soll darum im Vortrag gezeigt werden, wie sich im Rahmen dieser allgemeinen Siedlungsbewegungen das aschkenasische Judentum der Rheinlande nach Osten jenseits von Elbe und Oder (in die „Germania-Slavica“) ausdehnte, die vor Ort vorhandenen, kulturell-slawisch geprägten jüdischen Gemeinschaften überprägte, und damit ein ost-aschkenasisches Judentum hervorbrachte, welches für das jüdische Leben der Vormoderne bestimmend bleiben sollte.

 

Zur Person:

Dr. Rainer Josef Barzen ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent am Institut für jüdische Studien an der Universität Münster. Nach einem Studium der Judaistik und mittelalterlichen Geschichte in Berlin, Jerusalem und Trier promovierte er im Fach mittelalterliche Geschichte zu den Rechtssatzungen der Schum-Gemeinden Mainz, Worms und Speyer. Er war Postdoc-Stipendiat an der Hebrew University, Jerusalem und der Ben-Gurion-Universitiy of  Negev, sowie Gastprofessor an der University of Notre Dame.  Er forschte und publizierte zur jüdischen Kultur- und Sozialgeschichte des Mittelalters, zur Jüdischen Armenfürsorge, zur jüdischen Siedlungsgeschichte, zur regionaler Gemeindeorganisation und zur hebräischen Terminologie der politischen Geographie des Mittelalters. Aktuell konzentriert sich seine Arbeit auf die gemeindlichen und individuellen Formen des jüdischen Totengedenkens im mittelalterlichen Aschkenas.

Moderation: Dr. Martin Sladeczek, Direktor Geschichtsmuseen Erfurt