Alte Synagoge Erfurt

Aus der Reihe weniger erhaltener jüdischer Ritualbauten aus dem Mittelalter in Europa sticht die Alte Synagoge mit ältesten Bauspuren um 1094 als eine der größten und am besten erhaltenen Synagogen dieser frühen Zeit heraus.

Foto: Alte Synagoge Foto: © A. v. Kirchbach

Vergleichbar alte Bauten sind entweder zerstört und wieder aufgebaut oder in deutlich geringerem Umfang noch original erhalten.

Stätten, die diese frühe Blütezeit jüdischen Lebens in Mitteleuropa repräsentieren, zählen bislang nicht zum Welterbe. Auch jüngere Synagogen, die sich etwas häufiger erhalten haben, sind bislang nicht oder lediglich indirekt als Teil einer historischen Altstadt auf der Welterbeliste vertreten.

Qualität und Stand der Erhaltung der Alten Synagoge in Erfurt sind herausragend, besonders im Vergleich zu anderen erhaltenen Synagogen ähnlicher Erbauungszeit. Ihre Baugeschichte spiegelt in eindrücklicher Weise die Geschichte einer jüdischen Gemeinde im Spannungsverhältnis mit ihrer christlichen Umwelt, von den Anfängen im späten 11. Jahrhundert, über Aufstieg und Blüte, aber auch Ausschreitungen und Verfolgung, bis hin zur vollständigen Auslöschung bei dem Pogrom vom 21. März 1349.

Gleichzeitig sind allgemeine Entwicklungen des jüdischen Sakralbaus zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert nachzuvollziehen.

Im Kontext mit Erfurter Kirchen werden verschiedene Vorstellungen von sakralen Räumen sichtbar.

Durch die Umnutzungen und Veränderungen des 19. Jahrhunderts als Gaststätte und Tanzsaal war lange Zeit die ursprüngliche Gestalt der Synagoge kaum noch erkennbar. Daher blieb sie in der allgemeinen Wahrnehmung so gut wie unbekannt und damit auch während des Dritten Reiches unzerstört.

An der Alten Synagoge lassen sich alle Bauphasen und die wechselvolle Nutzungsgeschichte von der Entstehungszeit bis zu den jüngsten Umbaumaßnahmen im 19. Jahrhundert nachvollziehen.

Die meisten Bauteile datieren auf die Bauphasen des 13. und 14. Jahrhunderts – die Zeit, in der der Bau als Synagoge genutzt wurde.