Mittelalterliche Mikwe Erfurt
Ihre Hauptbauphase ist in die Mitte des 13. Jahrhunderts zu datieren, eine ältere Bauphase ist nachweisbar.
Ungewöhnlich ist die Form des Baus, für die es bislang keine Parallele gibt.
Aufgrund ihrer Größe und baulichen Qualität kann sie ebenso als Monumentalmikwe angesprochen werden wie die so genannten Schachtmikwen, die sich beispielsweise in Köln, Speyer, Worms und Friedberg erhalten haben.
Im Gegensatz zu diesen repräsentiert sie jedoch einen gänzlich anderen und bislang einzigartigen Typus eines mittelalterlichen jüdischen Ritualbads.
In der Mainzer Heberolle von 1248/49 ist die Mikwe erstmals erwähnt, in den Freizinsregistern für Severi lässt sie sich bis um 1250 zurückverfolgen. Als Besitzer des Grundstückes an der Krautgasse (unmittelbar nördlich der Krämerbrücke), auf dem sich das Kalte Bad ("Frigido balneo") befand, wird die jüdische Gemeinde genannt.
Die Mauern des Bades zeigen eine außergewöhnlich gute Qualität. Die Nordwand des etwa 9 m langen und im Inneren knapp 3 m breiten Gebäudes weist eine Nische auf, vermutlich zur Aufnahme der Kleidung, die vor dem Bad abgelegt wurde.
Der Zugang zum Wasserbecken erfolgte über eine Treppe, deren Verlauf sich über erhaltene Stufenabdrücke an der Nordwand rekonstruieren lässt. Den Vorschriften entsprechend erfolgte die Wasserversorgung des Bades über das Grundwasser, das in unmittelbarer Nähe zur Gera stets in ausreichender Menge zur Verfügung stand. Durch die Treppenstufen konnte man immer im Wasser untertauchen, jahreszeitlich bedingte Schwankungen des Grundwasserspiegels waren so sehr einfach auszugleichen.
Nach Abschluss der Grabungen wurde mit der Errichtung eines Schutzbaus begonnen, der die baulichen Reste der mittelalterlichen Mikwe zum Einen vor äußeren Einflüssen schützt und zum Anderen eine museale Präsentation ermöglicht. Seit September 2011 ist die Mikwe für Besucher geöffnet und im Rahmen von Führungen zugänglich.