Erfurter Hebräische Handschriften

15 Handschriften aus dem 12. bis 14. Jahrhundert

Zwei Seiten einer großen Hebräischen Bibel.
Foto: Zu den Erfurter Hebräischen Handschriften gehört auch die Erfurt Bibel 1, eine riesige Bibelhandschrift aus dem 14. Jahrhundert. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Die Erfurter Hebräischen Handschriften der Staatsbibliothek zu Berlin bezeugen die Bedeutung der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde. Aus dem 12. bis 14. Jahrhundert sind 15 Handschriften erhalten, so viele wie von keiner anderen Gemeinde. Neben vier Torarollen sind unter anderem vier hebräische Bibeln überliefert sowie ein Machsor, ein Gebetbuch für Feiertage.

Die Handschriften gelangten vermutlich während des Pogroms in die Hände des Erfurter Rates. Dieser verkaufte einige Bücher kurz darauf, andere blieben bis zum 17. Jahrhundert im Besitz der Stadt. Wie sie schließlich in die Bibliothek des Evangelischen Ministeriums im Augustinerkloster gelangten, ist unklar. Das Ministerium verkaufte sie 1880 an die Königliche Bibliothek in Berlin, heute Staatsbibliothek zu Berlin.

Kooperationsprojekt

In einem Kooperationsprojekt zwischen dem Netzwerk "Jüdisches Leben Erfurt", der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz und der Freien Universität Berlin, Institut für Judaistik, erforscht die Spezialistin Annett Martini die Erfurter Hebräischen Handschriften der Staatsbibliothek zu Berlin. Die Ergebnisse, die in Zusammenarbeit mit Studierenden der Freien Universität Berlin erarbeitet wurden, fließen in die Dauerausstellung der Alten Synagoge ein und sind auf dieser Website einem breiten Publikum zugänglich gemacht.

Danksagung

Unser Dank gilt auch den Mitarbeitern der Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, die das Projekt unterstützt haben. Die Staatsbibliothek ermöglichte als Eigentümerin der Handschriften die Digitalisierung der Handschriften und stellt freundlicherweise die Nutzung der Digitalisate zur Verfügung. Außerdem betreut sie die Handschriften wissenschaftlich und konservatorisch auf höchstem Niveau.

Copyright

Diese „virtuelle Bibliothek“ der mittelalterlichen Handschriften der „Erfurter Sammlung“ ist in Kooperation mit der Judaistin Dr. Annett Martini entstanden. Sie hat in Zusammenarbeit mit Studierenden der Freien Universität Berlin die Handschriften erstmals in diesem Umfang beschrieben und für den Laien verständlich präsentiert.

Die Namen der Studierenden sind bei den jeweiligen Textpassagen, an denen sie mitgewirkt haben, vermerkt. Alle Rechte an den nachfolgenden Texten liegen bei Dr. Annett Martini.

Bibliografie

Forschungen zu den Erfurter Handschriften, die in die Handschriftenbeschreibungen eingeflossen sind:

Beck, M.F., Targum sel divre haj-jamim. Paraphrasis chaldaica. Libri Chronicorum, Augsburg 1680.

Bellermann, J.J., De bibliothecis et museis Erfordensibus, Erfurt 1800–1803.

Diederichs, J.Ch.W., Specimen variantium lectionum codicum Hebraicorum MSS. Erfurtensium in psalmis, Göttingen 1775.

Ders., Observationes philologico-criticae ad loca quaedam V. T., Göttingen 1775.

Frankel, Z., Einleitung in den Palästinensischen Talmud, Breslau 1870.

Hahn, O. / Wolff, T. / Feistel, H.-O. / Rabin, I. / Beit Arié, M., „The Erfurt Hebrew Giant Bible. And the Experimental XRF Analysis of Ink and Plummet Composition“, in: Gazette Du Livre Médiéval 51 (2007), S. 16-29.

Hahn, O., „Zerstörungsfreie naturwissenschaftliche Untersuchung von historischem Schriftgut“, in: M. Schubert (Hrsg.), Materialität in der Editionswissenschaft, Berlin/New York 2010, S. 15-26.

Hubmann, F.; Oesch, J., „Betrachtungen zu den Torarollen der Erfurter Handschriften-Sammlung. Untersuchungen zu Gliederung und Sonderzeichen“, in: Bussert, F., Laubenstein, S., Die jüdische Gemeinde von Erfurt und die SchUM-Gemeinden. Kulturelles Erbe und Vernetzung, Jena (= Erfurter Schriften zur jüdischen Geschichte, Bd. 1) 2012.

Jaraczewski, A., Die Geschichte der Juden in Erfurt, Erfurt 1868.

Kall, A., Dissertationem Philologico-Criticam De Codicibus Mss. Biblico-Hebraicis, Halle/Magdeburg 1706.

Ders., Observationes philologico-criticae ad loca quaedam V. T., Göttingen 1775.

Kennicott, B., The Ten Annual Accounts oft he Collation of Hebrew MSS oft he Old Testament, Oxford 1760–1769.

Lagarde, P. de, „Hebräische Handschriften in Erfurt“, in: Symmicta, Göttingen 1877.

Landsberger, J., Die Fabeln des Sophos, Syrisches Original der Griechischen Fabeln des Syntipas, Posen 1859.

Ludscheidt, M., „Überlieferung und Erforschung der Erfurter hebräischen Handschriften zwischen 1349-1880“, in: Erfurter Hebräische Handschriften, Erfurt 2010.

Ders., „Zur Geschichte der Erfurter hebräischen Handschriften“, in: Stadt und Geschichte 35 (2007).

Michaelis, J.D., Orientalische und exegetische Bibliothek, Göttingen 1781–1785.

Steinschneider, M., Die Handschriften-Verzeichnisse der Königlichen Bibliothek zu Berlin, Bd. 2, Verzeichnis der Hebräischen Handschriften, Berlin 1878.

Thimme, E.-M., Erfurter Hebräische Handschriften, Erfurt 2009.

Zuckermandel, M.S., Die Erfurter Handschrift der Tossefta, Berlin 1876.