„Steine zum Reden bringen“: Tag des offenen Schaudepots lockte zahlreiche Besucher
Der Friedhof der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde von Erfurt wurde bereits im 15. Jahrhundert zerstört. Seit dieser Zeit wurden Grabsteine im gesamten Stadtgebiet als Baumaterial verwendet, blieben so erhalten – und werden bis heute bei Ausgrabungen oder Abbrucharbeiten gefunden.
In den letzten Jahren gerieten die Grabsteine im Rahmen der Vorbereitung zur Unesco-Bewerbung mit dem mittelalterlichen jüdischen Erbe der Stadt Erfurt verstärkt in den Fokus der Forschung. Seinen dauerhaften Platz fand der Großteil der Steine in einem Schaudepot im Keller des „Steinernen Hauses“ am Benediktsplatz – wo sie zum „Tag des offenen Schaudepots“ besichtigt werden konnten. Experten beantworteten außerdem vor Ort Fragen zu den Grabinschriften, den Auffindesituationen, der Konservierung und der Gestaltung des Schaudepots.
Kulturdirektor Dr. Tobias J. Knoblich zeigt sich erfreut angesichts des großen Interesses: „Unsere Unesco-Bewerbung hat neue Bewegung in die Erforschung unserer jüdischen Geschichte gebracht. Ohne den Welterbe-Prozess hätten wir wohl kaum ein so anschauliches Grabsteindepot. Aber ich bin auch dankbar für das ungebrochen große öffentliche Interesse an unseren jüdischen Zeugnissen. Wenn Neugier und Verantwortungsbewusstsein der Menschen so Hand in Hand gehen, haben wir vieles richtig gemacht.“
Zur nächsten öffentlichen Führung durch das Schaudepot lädt Dr. Maria Stürzebecher am 16. August um 15:00 Uhr. Der Eintritt ist frei, die Teilnehmerzahl begrenzt. Treffpunkt ist vor der Tourist-Information am Benediktsplatz. Das Schaudepot ist nicht barrierefrei.