Arain!-Vortrag über „Miteinander oder nebeneinander. Elemente jüdischer Siedlungssegregation im Mittelalter“
Schon im Mittelalter haben Juden sich in den Städten oft abgegrenzt von den Christen angesiedelt. Obwohl der Begriff Ghetto erst spät vom 1515 neu eingerichteten jüdischen Quartier in Venedig bei der neuen Gießerei (getto bzw. venezianisch ghetto nuovo) abgeleitet wurde, ist recht geläufig schon von einer Ghettoisierung im Sinne einer erzwungenen Segregation im Spätmittelalter gesprochen worden.
Der Vortrag legt das Hauptgewicht auf die freiwillige Segregation, die Motivationen für das freiwillige Zusammenwohnen und Zusammenleben der Juden, das in der Literatur weniger Beachtung gefunden hat. Zugleich werden aber bereits im Mittelalter belegte Zwänge zur Segregation in ihren Folgen für die Betroffenen genauer analysiert. Es wird versucht, eine europäisch vergleichende Perspektive zu verfolgen, um die Vielfältigkeit der Erscheinungsformen zu verdeutlichen.
Der Referent Hans-Jörg Gilomen war von 1988 bis 2010 Ordinarius für Allgemeine und Schweizer Geschichte des Mittelalters sowie für mittelalterliche Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Zürich. Von ihm liegen zahlreiche Publikationen zu jüdisch-christlichen Beziehungen im Mittelalter vor, so zuletzt 2018 ein Aufsatz zu ökonomischen Glaubensfragen im Spätmittelalter.
Einlass in die Alte Synagoge ist ab 19:00 Uhr, Beginn der Veranstaltung um 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.