Vom „Kalten Keller“ und falschen Versprechungen
Neue jiddische Funde aus dem Mittelalter in der Kleinen Synagoge
In den vergangenen Jahren wurde eine Reihe mittelalterlicher Objekte mit jiddischen Texten oder Inschriften neu entdeckt und untersucht. Dazu gehören zwei Funde aus Thüringen: ein jiddischer Privatbrief des 15. Jahrhunderts aus Mühlhausen und die bisher einzige bekannte mittelalterliche jiddische Bauinschrift aus Erfurt. Auch einige der Schiefertafeln aus dem ehemaligen jüdischen Viertel in Köln zeigen jiddische Aufschriften. Die Ausstellung zeigt ausgewählte neue Funde zur jüdischen Alltagsgeschichte im Mittelalter, die hier erstmals gemeinsam zu sehen sind.
Zum Kolloquium ab 16:00 Uhr referieren Expertinnen und Experten aus Erfurt, Frankfurt und Trier zum aktuellen Forschungsstand mittelalterlicher jiddischer Inschriften auf Pergament, Stein und Schiefertafeln.
Um 19:00 Uhr geht es dann musikalisch weiter: Das kleine Orchester „Ritual Echoes“ präsentiert künstlerische Rekonstruktionen von liturgischen Dichtungen (Piyyutim) aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Gespielt werden jüdische Volkslieder und Instrumentalmusik, die für freudige Momente wie eine Hochzeit, ein Purimfest oder einen spontanen Tanz gedacht waren. Ein weiteres Konzert des Orchesters findet um 20:30 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.
Mit einem Begleitprogramm zur Ausstellung werden inhaltliche Themen und Schwerpunkte vertieft. Die Workshops und Vorträge sind kostenfrei und richten sich an Jugendliche und Erwachsene. Das Material wird zur Verfügung gestellt, um Anmeldung unter altesynagoge@erfurt.de oder 0361 655-1608 wird gebeten.
Bei einem Schnupperkurs zur jiddischen Sprache am Mittwoch, dem 16. August 2023, von 10:00 bis 18:00 Uhr lernen die Teilnehmenden das jiddische Alphabet, um am Ende des Tages kurze Worte lesen und einfache Fragen stellen zu können, inklusive einer kleinen Einführung zur Sprachgeschichte.
Eine weitere Workshop-Serie geht auf die Inhalte der Exponate ein und setzt diese grafisch in einen Comic um. Im Mittelpunkt steht der jiddische Brief aus Mühlhausen, er enthält eine komplexe Geschichte – „Sex and Crime“ inklusive. An vier Terminen (20. und 27. September, 4. und 11. Oktober, jeweils von 17:00 Uhr bis 20:00 Uhr) werden vom Grafikdesigner Ole Bechert die Methodik und der Gestaltungsprozess einer Graphic Novel vorgestellt und die Umsetzung angeleitet und begleitet.
Die Ausstellung endet am 13.Oktober 2023 um 18:00 Uhr mit dem Vortrag von Susanne Klingenstein „Es kann nicht jeder ein Gelehrter sein. Eine Kulturgeschichte der jiddischen Literatur. 1150 – 1597“.
Die Kabinettsausstellung in der Kleinen Synagoge, An der Stadtmünze 5, kann kostenfrei von Dienstag bis Sonntag zwischen 11:00 und 18:00 Uhr besucht werden.
Am 3. August 2023 öffnet die Kleine Synagoge – ebenso wie die Alte Synagoge – erst ab 12:00 Uhr.