Raschi-Kommentare, Erfurt 13 (SBB-PK, Orientabt., Ms. or. fol. 1221)
Ausgewählte Seiten der Handschrift
Diese Handschrift besteht aus 263 Blatt Pergament und misst 52 x 37 cm. Die große halbgotische Schrift weist in den deutschen Raum des 13. Jahrhunderts. In ihr enthalten sind der Kommentar Raschis zur Tora, zum Propheten Jesaja und dem Buch Ester.
Am Ende des Pentateuch-Kommentars hat sich der Schreiber dieser Kommentarsammlung verewigt: Elhanan Sohn des Rabbi Mosche. Er gibt an, diese Handschrift innerhalb zweieinhalb Monate geschrieben zu haben. Leider ist nicht das Jahr der Abschrift notiert.
Raschi war der Bibelkommentator. Die Kommentare des auch in christlichen Kreisen einflussreichen Exegeten zeichnen sich durch ihren prägnanten, eng an den biblischen Text gebundenen Stil, eine klare Sprache und die sparsame Verwendung von homiletischen Elementen des Midrasch – das heißt den predigthaften Abschnitten des rabbinischen Kommentars – aus. Da die jüdischen Gemeinden in Frankreich bis ins 13. Jahrhundert hinein von Wissenschaft und Philosophie weitestgehend unberührt waren, bewegten sich die Bibelkommentare dieser Region meist im festen Rahmen der rabbinischen Tradition.
Die Interpretation der Hebräischen Bibel stellt einen wesentlichen Bestandteil der jüdischen Kultur dar. Man kann sagen, dass sie den Kern eines großen Teils der theologischen, rechtlichen, philosophischen, ethischen und mystischen Literatur bildet. Es wurden der biblische Text als Ganzes, einzelne Bücher der Schrift oder ausgesuchte Verse auslegend kommentiert, wobei, neben dem Ingenium des Autors, kulturelle, politische und soziale Aspekte wesentlichen Einfluss auf den Charakter der Interpretation hatten. Die Methoden der Exegese waren dabei so unterschiedlich wie ihre Verfasser.