Buchvorstellung "Abgeschoben aus Erfurt. Dokumente zur 'Polenaktion' 1938"

05.04.2017 18:00 – 05.04.2017 19:30

Im Rahmen einer szenischen Lesung wird in der Begegnungsstätte Kleine Synagoge das neueste Buch der Autorin Dr. Jutta Hoschek vorgestellt.

05.04.2017 19:30

Buchvorstellung "Abgeschoben aus Erfurt. Dokumente zur 'Polenaktion' 1938"

Genre Veranstaltung
Veranstalter Stadtverwaltung Erfurt und Netzwerk Jüdisches Leben Erfurt
Veranstaltungsort Kleine Synagoge, An der Stadtmünze 4, 99084 Erfurt

Dr. Jutta Hoschek thematisiert mit diesem Werk Erfurter Stadtgeschichte im Zusammenhang mit der Shoa. Sie ist Mitglied im Arbeitskreis "Erfurter GeDenken 1933-1945“ und knüpft mit dem Buch an ihre biografische Dokumentation "Ausgelöschtes Leben. Juden in Erfurt 1933-1945" an.

Die „Polenaktion“ Ende Oktober 1938 richtete sich gegen jüdische und als Juden definierte Menschen mit polnischem Pass. Sie gilt als die früheste Massendeportation der Shoa.
Im Mittelpunkt der Publikation stehen Schicksale von 29 Familien, die sich zwischen 1884 und 1932 in Erfurt niedergelassen hatten bzw. deren Angehörige hier zur Welt gekommen waren. Zum Teil waren es deutsche Staatsangehörige, deren Einbürgerungen widerrufen worden waren. Von den 77 aus Erfurt Abgeschobenen überlebten nur wenige die Shoa. Ein Abschnitt widmet sich Familien, die in der biografischen Dokumentation nicht erwähnt werden, weil sie zu den Überlebenden gehören bzw. weil ihr Verbleib noch nicht endgültig geklärt ist.
Anhand von nachgelassenen Briefen der Familien Engelhardt und Feiner und anhand von Zeitzeugenberichten werden Umstände der Ausweisung und des Aufenthalts in Polen beleuchtet. Auszüge aus Akten des Amtsgerichts Erfurt und aus dem Schriftverkehr beteiligter Institutionen illustrieren, wie Amtspersonen, Behördenmitarbeiter und mutmaßliche Nutznießer agierten. Versuche Betroffener, sich gegen die Willkür zur Wehr zu setzen, scheiterten letztendlich. Nur einzelne Beispiele von Anteilnahme mit den aus Erfurt Vertriebenen sind überliefert.
Die Einbeziehung von Anfragen an den Internationalen Suchdienst und von Ansprüchen nach dem Wiedergutmachungs- bzw. dem Entschädigungsgesetz spannt den Bogen bis in die Nachkriegszeit. Auch die Lebensläufe von Raphael Scharf-Katz und Moses Schoss tragen dazu bei. Beide haben den Neuanfang jüdischen Lebens in Erfurt nach der Befreiung vom Faschismus 1945 maßgeblich mitgestaltet.

Das Buch ist ab 5. April 2017 im Buchhandel sowie an der Kasse der Alten Synagoge und der Begegnungsstätte Kleine Synagoge für 17,80 Euro erhältlich.

Eintritt: frei

Vom 5. April bis 31.Mai 2017 werden, ergänzend zur Publikation, die Erinnerungen des gebürtigen Erfurters Stephen Ellis (vormals Siegfried Engelhardt) an Hörstationen in der Begegnungsstätte Kleine Synagoge  zugänglich sein.