Ziele und Aufgaben

Die Neuentdeckungen in Erfurt und die dadurch angeregten intensiven Forschungen der letzten Jahre haben das bisherige Wissen über jüdische Siedlungs- und Kulturgeschichte des Früh- und Hochmittelalters maßgeblich erweitert. So lässt sich die Fülle an authentischen Bauzeugnissen in Kontext zum bisherigen Forschungsstand setzen, der überwiegend auf Schriftquellen beruht. Zum Anderen haben aber auch Sachzeugnisse wie die Erfurter Hebräischen Handschriften eine ganze Reihe neuer Fragen aufgeworfen, deren Beantwortung in den kommenden Jahren weitere tief greifende Erkenntnisse zur jüdisch-europäischen Geschichte erwarten lassen.

Seit 2009 befassen sich zwei wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung Erfurt mit der Vorbereitung der Beantragung. Ein Schwerpunkt ist die Fortschreibung und Vertiefung der Erforschung der Geschichte der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde von Erfurt und deren Einbindung in die städtische Kulturlandschaft, die Regionalgeschichte sowie den europäischen Kulturraum. Zudem werden die Untersuchungen zu den einzelnen erhaltenen Sachzeugnissen fortgeführt. Der zweite Schwerpunkt liegt in der Koordinierung des Bewerbungsprozesses, der Abstimmung mit städtischen, landes- und bundespolitischen Partnern sowie der Repräsentation des Projektes nach außen.

Zum Zweck der Einbindung der politischen Entscheidungsträger in den Antragsprozess wurde von Beginn an eine Lenkungsgruppe eingerichtet. Ihr gehören neben dem Oberbürgermeister sowie den Vertretern der beteiligten Dezernate Angehörige der Stadtratsfraktionen, der jüdischen Landesgemeinde, des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur (TMBWK), des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) sowie der Erfurt Tourismus und Marketing GmbH an. Zudem berät und begleitet ein Fachbeirat von Beginn an die Beantragung aus der wissenschaftlichen Perspektive verschiedener Fachrichtungen wie Archäologie, Geschichte, Kunstgeschichte, Bauforschung oder Museologie.

Um die Forschung rund um die mittelalterliche jüdische Gemeinde von Erfurt voran zu treiben, ihrer Vernetzung mit anderen Gemeinden in Aschkenas (dem mitteleuropäischen Siedlungsraum nördlich der Alpen) nachzugehen und die gemeinsame Arbeit zur Geschichte der jüdischen Gemeinden im Mittelalter künftig enger miteinander zu verknüpfen, veranstaltet die Landeshauptstadt Erfurt regelmäßig wissenschaftliche Fachtagungen in Zusammenarbeit mit Partnern wie der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg oder dem TLDA.
Darüber hinaus wurde im August 2012 der erste Band der Reihe "Erfurter Schriften zur Jüdischen Geschichte" vorgelegt. In ihr werden in unregelmäßiger Folge Diskussionen und Publikationen zum Arbeitsstand und neuesten Forschungen auf einzelnen Fachgebieten, die die Erkenntnisse zum jüdisch-mittelalterlichen Erbe erweitern, veröffentlicht.