Bauhistorische Forschungen am Benediktsplatz gestartet: Hoffnung auf Überraschungen steigt

24.07.2015 10:06

Im April starteten neue Forschungsarbeiten am Gebäudekomplex Benediktsplatz 1, der Bestandteil der Welterbe-Bewerbung ist.

Ansicht eines mittelalterlichen Raumes mit Steinwand mit spitzbogiger Nische für eine Lichtquelle und bemalter Holzbalkendecke.
Foto: Innenansicht Steinsaal Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
Ein junger Mann steht mit dem Rücken zum Betrachter auf einer Stufe und vermisst eine Wand, die aus Steinquadern gemauert ist. Oberhalb seines Kopfes ist ein Stück bemalter Putz erhalten.
Foto: Vermessung des Komplexes Benediktsplatz 1 Foto: © Barbara Perlich

Das interdisziplinäre Forschungsprojekt "Ein hochmittelalterlicher jüdischer Wohn- und Handelskomplex in Erfurt und seine Raumfassung" wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und gemeinsam getragen von der Bauforscherin Dr.-Ing. Barbara Perlich, TU Berlin, sowie dem Restaurator und Kunsthistoriker Prof. Christoph Merzenich, FH Erfurt.

Nachdem zunächst als Grundlage aller weiteren Arbeiten der gesamte Gebäude-komplex neu vermessen wurde, haben nun Studierende der TU Berlin (Architektur) und der FH Erfurt (Restaurierung) gemeinsam begonnen, für die Bauforschung relevante Wandabschnitte detailliert zu dokumentieren und steingenau zu zeichnen. Barbara Perlich: "Oft haben sich frühe Veränderungen am Gebäude nur in kleinen Spuren erhalten. Diese zu erkennen, zu erfassen und ihre Bedeutung für die Entwicklung der Bauten nachzuvollziehen, wird unsere Arbeit in den nächsten Wochen sein. Beim Zeichnen der Befunde können auch die Studierenden verstehen, was hier passiert ist. Die Kombination der verschiedenen Disziplinen hilft dabei sehr, über den eigenen Tellerrand und Maßstab hinauszuschauen."

Gleichzeitig gehen die Untersuchungen im so genannten Steinsaal voran. Auch hier steht die Grundlagenarbeit am Anfang: Zunächst werden alle Befunde   kartiert und dokumentiert. Christoph Merzenich: "Bevor wir anfangen können, jüngere Fassungen und Putze von den Wänden abzunehmen, um auf die möglicherweise älteste, zur bemalten Balkendecke gehörende Fassung zu stoßen, müssen wir erst verstehen, was die jüngeren Schichten bedeuten und wann sie aufgebracht wurden."

In enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden erfolgt im weiteren Verlauf die Abnahme jüngerer Anstriche. "Vielleicht", so Merzenich, "gibt es auf den Wänden noch Überraschungen – ein paar hoffnungsvolle Hinweise haben wir schon."

Im Rahmen des Denkmaltags werden Interessierte wieder die Möglichkeit haben, den gesamten Gebäudekomplex mit Führungen durch Herrn Prof. Christoph Merzenich und Frau Dr. Barbara Perlich zu besichtigen. Genaue Termine finden Sie bald im Programm der diesjährigen Denkmaltage.