Welterbe: „Große Chance für Tourismus und Forschung“

22.09.2023 13:11

„Nach dieser aufregenden Zeit in Riad und der Entscheidung, dass unser jüdisch-mittelalterliches Erbe den Titel Welterbe bekommt, freue ich mich darauf, zu unserer alltäglichen Arbeit zurückzukehren“, erklärte die immer noch sichtlich beeindruckte Unesco-Beauftragte Dr. Maria Stürzebecher heute im Rahmen einer Pressekonferenz.

Forschung soll weiter vorangetrieben werden

Foto: Die Unesco-Beauftragten Dr. Maria Stürzebecher (links) und Dr. Karin Sczech (rechts) und der Kulturbeigeordnete Dr. Tobias J. Knoblich Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Oberbürgermeister Andreas Bausewein, Kulturbeigeordneter Dr. Tobias J. Knoblich, Dr. Maria Stürzebecher und Dr. Karin Sczech sowie Prof. Dr. Reinhard Schramm als Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde gaben erste Antworten auf die Frage, wie künftig Alte Synagoge, Mikwe und Steinernes Haus bewahrt und weiter erforscht werden sollten.

Oberbürgermeister Andreas Bausewein versichert: „Wir werden selbstverständlich die Forschung in Sachen jüdisch-mittelalterliches Erbe weiter vorantreiben, denn wir müssen noch mehr Licht in diesen Teil der Erfurter Vergangenheit bringen.“ Und Erfurts Kulturbeigeordneter Dr. Tobias J. Knoblich ergänzt: „Das Welterbe nun auch zu erhalten, kostet Geld. Die Stadt bleibt natürlich in der Pflicht, das Unesco-Welterbe gehört ihr“, versichert er. Zugleich sei er aber auch zuversichtlich, dass diese finanzielle Anstrengung gemeinsam mit dem Land und dem Bund gestemmt werde. Auch Sponsoren und Spender seien gefragt.

Dr. Maria Stürzebecher hat 14 Jahre lang an den zunächst verborgenen Schätzen geforscht, immer unterstützt von der Archäologin Dr. Karin Sczech, die seit drei Jahren die zweite UNESCO-Beauftragte der Stadt Erfurt ist. Alte Synagoge, Mikwe und Steinernes Haus müssen nicht nur bewahrt und geschützt werden. Auch weitere Forschungen stehen an. „Ich wünsche mir, dass wir jetzt rasch mit der Planung für die Erschließung des Steinernen Hauses und für ein Welterbezentrum weiterkommen“, umreißt Maria Stürzebecher die Aufgaben der nächsten Jahre. Dr. Karin Sczech ergänzt: „Wir wollen die Vernetzung mit den mittelalterlichen aschkenasischen Stätten fortsetzen. Zudem muss die wissenschaftliche Arbeit an der Mikwe und am Friedhof weitergehen. Dies alles geschieht nun in Koordination mit Icomos.“ Icomos ist die internationale wissenschaftliche Beratungsorganisation für die Unesco, die ausdrücklich für das jüdisch-mittelalterliche Erbe in Erfurt für die Welterbeliste votiert hatte.

Auch Prof. Dr. Reinhard Schramm als Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde ist sehr froh um den Welterbetitel. „In dem zu planenden Welterbezentrum sollte es einen Raum für die jüdische Landesgemeinde geben. Denn das jüdische Leben heute gehört zu einem solchen Zentrum dazu“, weiß er. Die Landesgemeinde werde sich weiterhin mit in die Arbeit einbringen.

Die Erwartungen für den Tourismus der Stadt sind groß. „Wir müssen die touristische Infrastruktur ausbauen und benötigen eine intelligente und vorausschauende Stadtplanung und eine noch spannendere Museumslandschaft“, so Bausewein.

Erst einmal aber soll symbolisch der Unesco-Welterbetitel in die Stadt getragen werden. Das passiert am 26. September mit einer Straßenbahnrundfahrt in alle Straßenbahnbereiche Erfurts und der anschließenden großen Feier ab 18 Uhr an der Mikwe unter dem nahegelegenen Torbogen der Krämerbrücke. Alle Erfurterinnen und Erfurter sind dazu eingeladen.